Das gibt es nur in Österreich. Ein Skifahrer, dessen Verband den öffentlich-rechtlichen TV-Sender seinen Partner nennt, hat einen positiven Dopingtest abgeliefert, und der Sender glättet und bürstet so lange, bis er nur ja kein schlechtes Haar an den Beteiligten gelassen hat. Der berühmteste Exskifahrer des Landes wird gar in die "ZiB 2" bemüht, wo er für den Exkollegen seine Hand ins Feuer legt. Zufällig liegt auch der berühmte Exskifahrer mit dem ORF im Bett, denn dieses Bett ist groß. Da passt locker ein weiterer Extorläufer hinein, auch er kennt den Pechdopingvogel als "grundehrlichen Typen".

Ist alles ganz logisch, sie kennen sich zu lange, als dass da sonst noch mal irgendwas wär’. Die Interessen sind verschmolzen, der ORF ist auf den Skiverband, und der Skiverband ist auf den ORF angewiesen wie nie zuvor. Seit dem ORF-Sport die Fußball-Bundesliga abhanden kam, bemüht er sich umso mehr, das Land in eine Skieuphorie zu versetzen, die zwei Wochen Markus Rogan im Jahr reichen nicht aus.

Man stelle sich die Orgel vor, auf der ORF und Kronen Zeitung (noch so ein ÖSV-Partner) gespielt hätten, hätte es nicht Hans Knauß, sondern Bode Miller erwischt, der den Österreichern nur so um die Ohren fährt. Ein vergleichbarer Fall betraf bei Olympia 2002 in Salt Lake City den Schotten Alain Baxter, der Großbritannien im Slalom die vermeintlich erste Skimedaille besorgte und disqualifiziert wurde, weil der amerikanische Wick-Nasenspray andere Substanzen enthält als der europäische. Hat der ÖSV Baxters Bronzene genommen oder nicht? Hat Benjamin Raich gesagt, er würde sich freuen, oder nicht?

Differenzierte Berichterstattung könnte zu Differenzen führen, wer will schon Differenzen mit Partnern? Da fällt der Katzensprung von der Partnerschaft zur Verhaberung viel leichter. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 24. Dezember 2004, Fritz Neumann)