Wien - "Ich muss jetzt arbeiten. Könnten sie nach 17 Uhr wieder anrufen?" Noch vor wenigen Monaten hätte Abdulsamad Basiri nicht zu hoffen gewagt, diese Worte jemals wieder sagen zu können. Der gelernte Schuhmacher musste seine Heimat Afghanistan aus politischen Gründen verlassen und suchte im November 1999 in Österreich um Asyl ansuchte. Dann begann die Zeit des Wartens. Vier volle Jahre war er zum Nichtstun verurteilt. Als Asylwerber hatte er keine Arbeitsgenehmigung und um Deutschkurse zu besuchen, dazu reichte das Taschengeld von 40 Euro monatlich nicht ansatzweise. Zurück ins Leben

"Er konnte in dieser Zeit nichts tun, er ist herumgesessen und hat nichts getan", erzählt Alireza Sadegi von "Don't wait", einem Projekt, das Arbeit und Ausbildung von Asylwerbern fördern will und gemeinsam von Volkshilfe, Caritas, Diakonie und dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft durchgeführt wurde. Das Projekt ist Teil von Equal, einer EU-Beschäftigungsinitiative gegen Diskriminierung am Arbeitsmarkt. Sadegi betreut Basiri seit einem Jahr - und veränderte das Leben des vierfachen Vaters. Das heißt, er holte ihn ins Leben zurück, denn "in dieser Zeit des Wartens auf einen Asylbescheid verlieren die Menschen ihre Motivation, stattdessen macht sich Hoffnungslosigkeit und Müdigkeit breit", weiß Sadegi.

Abdulsamad Basiri wurde ein viermonatiger Intensivdeutschkurs finanziert, den er sehr erfolgreich abschloss. Danach wurde ihm ein dreimonatiges Volontariat in einer renommierten Wiener Schuhmanufaktur ermöglicht. Das Unternehmen, in dem Schuhe von Hand gemacht werden, war von der Kunstfertigkeit des Mannes begeistert und wollte ihn behalten. Während seines Volontariats erhielt Basiri dann auch einen positiven Asylbescheid und wurde sofort angestellt.

Erfolgsgeschichten wie jene des Schuhmachers gab es während der letzten zweieinhalb Jahre, für die das Projekt anberaumt wurde, viele. Insgesamt wurden österreichweit 600 Asylwerber beraten, 32 Volontariate vermittelt, 19 Saisonbeschäftigungen und 20 Beschäftigungen nach Erhalt eines positiven Asylbescheids erreicht.

75 Personen, die sich selbstständig machen wollen, konnten außerdem ein spezielles Gründungsprogramm durchlaufen. Qualifizierte Informatiker, Künstler, Sportler, Mediziner und Krankenpfleger, die ohne umfassende Betreuung niemals am Arbeitsmarkt Fuß gefasst oder eine Wohnung gefunden hätten, weil sie nicht einmal wussten, welche Dokumente sie brauchen würden, konnten erfolgreich weitervermittelt werden. Doch mit Ende dieses Jahres läuft das Projekt aus.

Wie es danach Menschen ergehen wird, die in Österreich ihr Asylverfahren aussitzen, ist für Sadegi klar: "Die müssen wieder warten und können nichts tun. Aber meine Klienten von früher wissen, wo mein Büro ist, ich werde sie weiterbetreuen."

Hoffen auf ein Wunder

Stefan Amann, der Projektleiter von "Don't wait", hat nur mehr wenig Hoffnung auf eine Verlängerung, die aus dem Kabinett von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein bis jetzt verneint wurde. "Das würde schon an ein Weihnachtswunder gemahnen. Aber wir haben noch nicht aufgegeben. Wir versuchen weiter, den Minister dafür zu erwärmen", erklärt Amann.

Über die Verlängerung von "Don't wait" tagten zwei Gremien, die das Projekt nach inhaltlichen und formalen Kriterien beurteilen sollten. Wie Amann erzählt, sei diese Beurteilung in der ersten Instanz nur in einem Punkt, nämlich der "Innovation", schlecht ausgefallen. Sonst wurde es überall sehr positiv beurteilt. "Die zweite Instanz, ein paritätisch besetzter Begleitausschuss, sprach dem Minister dann einstimmig die Empfehlung aus, unser Projekt unbedingt weiterzuführen", erinnert sich Amann, "das Ministerium ließ sich von dieser Empfehlung allerdings nicht beeindrucken". (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2004)