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Saddam Hussein: "Dumme Fälschung"

Foto: Reuters
Kairo - Gut ein Jahr nach seiner Festnahme hat der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein die von US-Stellen verbreitete Version seiner Gefangennahme energisch bestritten. Die Behauptung, er sei von US-Soldaten am 13. Dezember des Vorjahres aus einem betonierten Erdloch bei Tikrit gezogen worden, sei eine "dumme Fälschung wie ein Cowboyfilm", soll Saddam seinem Anwalt Khalil al-Duleimi gesagt haben.

Duleimi hatte Saddam, der sich immer noch in US-Gewahrsam bei Bagdad befindet und auf einen Prozess vor einem irakischen Sondertribunal wartet, erstmals vor mehr als einer Woche sprechen dürfen. In der viereinhalbstündigen Unterredung behauptete Saddam, dass ihn die Amerikaner beim Abendgebet im Haus eines Freundes überrascht hätten, sagte Duleimi in einem Interview der in Kairo erscheinenden Wochenzeitung "Al-Osbou" (Montag).

Waffe war weit weg

Das US-Militär hatte nach der Gefangennahme Videoaufnahmen des Kellerlochs in einem Dorf bei Tikrit gezeigt. Zahlreiche Reporter suchten danach die Fundstelle auf, einige sprachen später mit US-Soldaten und -Offizieren, die an der spektakulären Aktion teilgenommen hatten. Den Militärangaben zufolge hatte sich der mit einer Pistole bewaffnete Saddam ohne jeden Widerstand ergeben.

Demgegenüber behauptete Saddam nach den Worten seines Anwalts: "Die Amerikaner hatten mich umstellt, meine Waffe war weit weg. Ich wurde verhaftet und in den ersten beiden Tagen furchtbar gefoltert. Wenn ich gewusst hätte, dass sie in der Nähe sind, hätte ich gekämpft bis zum letzten Blutstropfen".

Derzeit ist nicht klar, wann das Verfahren gegen Saddam vor dem irakischen Sondergerichtshof beginnen soll. Bei einer ersten Anhörung am 1. Juli warf ihm der Richter eine Reihe von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor, darunter die Ermordung Zehntausender irakischer Kurden und Schiiten sowie die Tötung und Verfolgung von Oppositionellen in den 25 Jahren seiner Gewaltherrschaft. (APA/dpa)