Ramallah/Jerusalem - Israel hat als Geste des guten Willens gegenüber Ägypten am Montag fast 160 inhaftierte Palästinenser freigelassen. Insgesamt seien 159 Häftlinge aus verschiedenen israelischen Gefangenen freigekommen, sagte ein Armeesprecher. Die palästinensische Autonomiebehörde bezeichnete den Schritt aber als nicht ausreichend und kritisierte, die Maßnahme ziele lediglich auf die öffentliche Meinung.

19 der Gefangenen seien wegen "terroristischer" Aktivitäten inhaftiert gewesen, teilte die Gefängnisverwaltung weiter mit. Sie hätten unter anderem auf israelische Soldaten geschossen oder Molotow-Cocktails auf sie geworfen. Die Gefangenen wurden in fünf Gruppen an insgesamt vier Kontrollpunkten zwischen Israel und dem Westjordanland oder dem Gazastreifen freigelassen. Dort wurden sie von Angehörigen in Empfang genommen. Freigelassene sagten, die Mehrzahl der auf freien Fuß gesetzten Gefangenen wäre ohnehin in den kommenden Tagen und Wochen aus der Haft entlassen worden.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hatte der Freilassung als Geste des guten Willens gegenüber Ägypten zugestimmt, nachdem der ägyptische Präsident Hosni Mubarak einen israelischen Spion begnadigt hatte. Mit der Freilassung der Gefangenen wolle Sharon Ägypten auch für seine "sehr positive Rolle" bei der Umsetzung des Rückzugsplans aus dem Gazastreifen danken, sagte ein Berater des israelischen Regierungschefs.

Der palästinensische Minister für Gefangenen-Angelegenheiten, Hisham Abdelrasek, nannte die Freilassungen "eine Public-Relations-Aktion". Sie seien das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen Israel und Ägypten, die keine Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Palästinensern oder den Friedensprozess habe.

Unterdessen haben israelische Soldaten am Montag im Flüchtlingslager Balata bei Nablus im Westjordanland einen Palästinenser erschossen. Das als Waffenschmuggler gesuchte Mitglied der Fatah-Organisation habe versucht, in einem Auto zu flüchten und dabei israelische Soldaten zu überfahren, sagte ein Militärvertreter in Tel Aviv. Dagegen sagten palästinensische Augenzeugen einem Notarzt-Team, die Soldaten hätten den Palästinenser erst nach der Festnahme erschossen und seinen Leichnam dann auf die Straße geworfen. (APA/dpa)