"Bis die sich ausgerechnet haben, wer nun Gouverneur ist,
wird es bereits Zeit für die
nächste Wahl", fasst der 19-
jährige Daniel Warren, Republikaner, die Gouverneurswahlen im amerikanischen
Bundesstaat Washington zusammen: Kurz vor
Weihnachten –
sieben Wochen
nach den Wahlen
am 2. November –
schien es eindeutig so, als hätte die
Demokratin
Christine Gregoire mit 130 Stimmen über ihren
republikanischen
Widersacher Dino
Rossi gesiegt.
Und
das nach der dritten Zählung der nahezu drei
Millionen abgegebenen Wählerstimmen.
Die ersten beiden Auszählungen hatte der 45-jährige
ehemalige Staatssenator Rossi
mit knapper Mehrheit (beim
zweiten Durchgang waren es
sogar nur 45 Stimmen) gewonnen. Die dritte
händische Zählung war vom
Obersten Gerichtshof des
Staates genehmigt
worden.
Über die Weihnachtsfeiertage
feierte die 57-jährige Gregoire, ehemals Staatsanwältin im Staat Washington, ihren
Triumph und bereitete sich schon
auf ihren Amtsan 3. Spalte
tritt am 12. Jänner vor. Ihr Gegner hat seine Niederlage allerdings noch nicht öffentlich
zugestanden.
"Ich überlasse es ihm zu beurteilen, wann er das für angebracht hält", erklärte Gregoire
großzügig. Die Republikaner
im Staat Washington sind jedoch keineswegs gewillt, aufzugeben und versuchen nun,
verschiedene Wahlbezirke dazu zu bewegen, eine Reihe von
Stimmen, von denen angenommen wird, dass sie fälschlicherweise als ungültig erklärt wurden, noch einmal zu
zählen und zum Gesamtergebnis hinzuzufügen.
Zünglein an der Waage
Diese Maßnahme könnte bei
den knappsten Wahlen in der
Geschichte des Staates Washington das Zünglein an der
Waage wieder zugunsten des Republikaners Rossi ausschlagen lassen. Freunde des Republikaners bedrängen Rossi andererseits, er solle dieses Mal
den Kampf um den Gouverneurssitz trotz der nicht eindeutig geklärten Lage aufgeben und sich stattdessen lieber auf einen Wahlkampf
gegen die demokratische Senatorin Maria Cantwell im
Jahr 2006 oder auf neuerliche
Gouverneurswahlen im Jahr
2008 vorbereiten.
Laut Verfassung des Staates
Washington kann das Ergebnis bis zum 20. Jänner 2005
von jedem Wähler in Frage gestellt werden. In Washington
dominieren die Demokraten
in beiden Häusern der Staatslegislatur – sollte der Fall doch
noch vor dem staatlichen Senat landen, würde Christine
Gregoire mit einiger Sicherheit bestätigt werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.12.2004)