Weihnachts-, Geburtstags- und sonstige Feste sind seit einigen Jahren geprägt durch das Auftreten von Menschen ab 30, die ein silberblitzendes Stück Elektronik am halb ausgestreckten Arm von sich weghalten und angestrengt auf ein kleines, Display starren. Sie hören meist auf Kosenamen wie "Papa", "Karl-Onkel", seltener "Tante Elfi", und sind damit beschäftigt, der versammelten Großfamilie entnervte Regieanweisungen wie für eine Schlachtenszene aus "Alexander der Große" zu geben. Auch auf Urlaubsreisen begegnet man diesem Typ, der vorzugsweise mit der Videokamera unbewegliche Objekte wie etwa die Pyramiden abfilmt, die schon seit mindestens 3000 Jahren keinen Mucks gemacht haben. Von diesen Amateur-Filmern leben ganze Humorsendungen im TV, die zeigen, wie Klein-Kevin aber voll vornüber vom Dreirad auf den Beton knallt. Sie halten auch drauf, wenn vor ihrem Objektiv Menschen von Wassermassen in den Tod gespült werden. Ein Video, das wir im Zusammenhang mit den Tsunamis in Südasien sahen, zeigt, wie verzweifelte Kinder und Erwachsene sich an eine Blechhütte klammern, ehe sie weggerissen werden. Denn auch das sind offenbar spannende Urlaubserinnerungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.12.2004)