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Einen Tag nach der Wahl ist der Transportminister des Landes, Heorhij Kirpa (58), unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden worden.

Foto: APA/EPA/DIMA GAVRYSH
Kiew - Einen Tag nach der Präsidentenwahl in der Ukraine ist Verkehrsminister Heorhij Kirpa erschossen aufgefunden worden. Der Leichnam sei am Montag in Kirpas Landhaus unweit der Hauptstadt Kiew entdeckt worden, erklärte Eduard Sanjuk, Sprecher der staatlichen Eisenbahngesellschaft. In ukrainischen Medien wurde über einen Selbstmord des Minister spekuliert. Von amtlicher Seite gab es aber keine Bestätigung. Der Nachrichtenagentur Unian zufolge wurde neben der Leiche eine Schusswaffe gefunden.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat unterdessen ein Ermittlungsverfahren wegen "erzwungenen Selbstmords" eingeleitet. Kirpa sei mit einer Schusswunde am Kopf aufgefunden worden. Generalstaatsanwalt Swiatoslaw Piskun habe sich bereits unmittelbar nach Entdeckung der Leiche am Montag an den Fundort begeben.

Kirpa galt als einer der einflussreichsten Politiker im Land und als enger Vertrauter des zurzeit beurlaubten Ministerpräsidenten Viktor Janukowitsch. Im Sommer hatte er die Partei "Renaissance" gegründet. Die Opposition hatte ihm vorgeworfen, er habe zur Stichwahl am 21. November 120 Sonderzüge bereitgestellt, damit Anhänger Janukowitsch zur mehrmaligen Stimmabgabe im Land herumreisen konnten.

Zähne ausgeschlagen

Zuletzt soll es Meinungsverschiedenheiten zwischen Kirpa und Janukowitsch gegeben haben. Anfang Dezember schrieben ukrainische Medien, dass Kirpa in einem Spital in L'viv läge. Janukowitsch habe ihm "zwei Zähne herausgeschlagen", weil er böse gewesen sei, dass Kirpa zugelassen hatte, dass Züge mit Demonstranten nach Kiew gekommen waren. Kirpa habe darauf gesagt: "In meinem ganzen Leben habe ich noch nie solche Gangster gesehen."

Vor einem Jahr wurde gemunkelt, der ehemalige Chef der Eisenbahnen, dem von Präsident Leonid Kutschma der Titel "Held der Ukraine" verliehen wurde, könnte Präsident werden wollen.

Abgeordneter will Persönlichkeiten unter Schutz stellen

Der ukrainische Abgeordnete Mykola Tomenko hat unterdessen Präsident Leonid Kutschma aufgefordert, hochrangige Persönlichkeiten mit für sie gefährlichem Insiderwissen unter Schutz zu stellen. Tomenko gehört der Partei des Siegers der Präsidentenwahl, Viktor Juschtschenko an.

Laut Tomenko war Kirpa "einer der wichtigsten Zeugen nicht nur korrupter Handlungen, sondern auch der Wahlfälschungen". Tomenko drückte große Zweifel gegenüber der Theorie eines Selbstmordes des Ministers aus, und äußerte die Vermutung, dass dies nicht der letzte derartige Todesfall sein könnte.

Kutschma solle deshalb den Vorsitzenden der Präsidentenadministration, Viktor Medvedtschuk, den ehemaligen Vorsitzenden des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU), Volodymyr Sacjuk, sowie den bisherigen Chef der Staatsverwaltung, Igor Bakaj, unter Schutz zu stellen, erklärte Tomenko laut "Ukrajins`ka Pravda".

"Ich möchte nicht, dass sie in irgendein anderes Land fahren, oder sterben", sagte Tomenko. Er wies darauf hin, dass die Präsidentenadminstration im Laufe der vergangenen Woche mehr als 200 Ansuchen um die Ausgabe von Diplomatenpässen gestellt habe. (APA/AP/Reuters)