Jakarta - Die Zahl der Flut- und Erdbebenopfer nach dem Seebeben und der Flutwelle in Asien liegt allein in Indonesien bei mindestens 27.000 Menschen. Dies sagte Vizepräsident Yusuf Kalla am Dienstag der Nachrichtenagentur Antara.

Zuvor war der Vizepräsident mit den Worten zitiert worden, allein in der indonesischen Provinz Aceh könnte die Zahl der Toten bis zu 10.000 betragen. Von der indonesischen Regierung war am Montag zuletzt noch die Zahl von schätzungsweise knapp 5.000 Todesopfern genannt worden. Das Seebeben am Sonntag hatte sein Epizentrum vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra.

Die Rebellen, die in der Unruhe-Provinz Aceh aktiv sind, erklärten unterdessen wegen der Naturkatastrophe eine einseitige Waffenruhe. In einer Erklärung des im Exil lebenden Chefs der Rebellengruppe Bewegung Freies Aceh (GAM) hieß es, angesichts von rund 50.000 Menschen, die ihr Obdach verloren hätten, verzichteten die Rebellen auf Aktionen, die das Chaos nur noch vergrößern könnten.

In der gesamten Krisenegion werden weiterhin werden Tausende von Menschen vermisst, Hunderttausende sind obdachlos. Die Küstengebiete in mehreren Länder Süd- und Südostasiens sind verwüstet. Unter den Toten waren auch viele hundert Touristen. Das Wiener Außenministerium bestätigte Montag Abend, dass unter den Opfern auch vier Österreicher sind.

Der Leiter des Krisenstabs im Außenamt, Michael Rendi, erklärte in einer Sonder-ZIB des ORF, "bei diesem Ausmaß müssen wir mit allem rechnen, auch damit, dass es mehr Opfer sind". Die Angehörigen der vier toten Österreicher seien bereits verständigt worden.

Was die Situation der Verletzten betrifft, sagte Rendi, man versuche, die Präsenz vor Ort aufzubauen. Derzeit seien ein bis zwei Maschinen aus der Region zurückgekehrt. Auf der ersten Maschine über Colombo seien 25 Passagiere gewesen, in weiterer Folge werde man versuchen, zwischen 100 und 150 Personen zu fliegen. "Ich kann nicht eingehen auf die konkreten Flugarrangements", so Rendi.

Inzwischen begannen internationale Hilfsaktionen. In den von den Wassermassen zerstörten Gebieten drohen vielerorts Seuchen. Während die Aufräumarbeiten in vollem Gang waren, standen Hunderttausende von Menschen in Asien vor den Trümmern ihrer Existenz.

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen dürfte sich die Hilfsaktion zur kostspieligsten in der Geschichte der Weltorganisation entwickeln. Selten seien so viele Menschen in verschiedenen Regionen auf einmal von einer so verheerenden Katastrophe heimgesucht worden, sagte der für UN-Hilfseinsätze zuständige Abteilungsleiter Jan Egeland am Montag in New York. Er rief die Menschen in aller Welt zu großzügigen Spenden auf.

Das volle Ausmaß der Katastrophe werde vermutlich erst in einigen Wochen deutlich werden. Schon jetzt rechne er jedoch mit Kosten von "vielen Milliarden Dollar", sagte Egeland. Hinzu komme ein ungewöhnlich hoher Verlust von Menschenleben, der angesichts der tausenden Vermissten im Detail ebenfalls noch unklar sei.

Was die Zerstörungen betreffe, so reiche vermutlich nur der Hurrikan "Mitch" des Jahres 1998 an die jetzige Flutkatastrohe heran. Die Kosten, die dieser Wirbelsturm seinerzeit in der Karibik verursachte, wurden von der Weltbank auf fünf Milliarden Dollar (3,70 Mrd. Euro) beziffert. (APA/AP/Reuters/dpa)