Frankfurt - Nach der Rabattschlacht im Dezember werden die Autopreise in Deutschland im kommenden Jahr 2005 nach Einschätzung der Automobilindustrie nicht weiter sinken. "Der Konsument kann nicht mit einer weiteren Aufwärtsspirale bei den Rabatten rechnen", sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk, in Frankfurt. "Manche Hersteller werden die Preisnachlässe reduzieren, andere haben die Preise bereits leicht angehoben. Das bisherige Rabattniveau kann sich keiner mehr erlauben."

Der Grund seien die vielen neuen Modelle sowie die jüngste Entwicklung im deutschen Automarkt, der 2004 erstmals seit vier Jahren nicht mehr geschrumpft, sondern bei 3,24 Mio. Neuzulassungen stabil geblieben sei. Im nächsten Jahr rechnet der VDA mit einem leichten Plus bei den Neuzulassungen. "Wo immer es der Markt erlaubt, werden die Hersteller auch die gestiegenen Rohstoffpreise an den Kunden weitergeben müssen." Insbesondere die hohen Stahlpreise belasteten die Autoproduzenten.

VDA verhalten optimistisch

Für 2005 ist der VDA verhalten optimistisch. "Begünstigt durch den erneut gestiegenen Export und die gute Nutzfahrzeug-Konjunktur hat die Automobilindustrie in Deutschland 2004 mehr als 7.000 neue Arbeitsplätze geschaffen", sagte Gottschalk der "Berliner Zeitung" (Dienstag). Der Beschäftigungsstand von derzeit 777.000 Mitarbeitern dürfte 2005 in etwa stabil bleiben.

Der Auftragseingang in Deutschland hat laut VDA angezogen, auch die Neuzulassungen würden in den letzten Monaten 2004 über dem Vorjahreswert liegen. "Das Interesse der Kunden an den neuen Modellen ist groß, der Marktanteil der deutschen Marken steigt", betonte Gottschalk. 2005 würden die deutschen Hersteller ihre Modelloffensive fortsetzen, kündigte der VDA-Präsident an.

"Wert auf Dauer nicht vom Preis zu trennen"

"Der Wert der Fahrzeuge ist auf Dauer nicht vom Preis zu trennen", betonte Gottschalk. Neuwagen seien immer besser ausgestattet, immer sicherer und umweltfreundlicher. 1993 habe der durchschnittliche Listenpreis für ein neues Auto umgerechnet 16.300 Euro betragen. Zehn Jahre später (2003) sei ein Neuwagen mit 22.300 rund 6000 Euro teurer gewesen. "Dabei entfällt allerdings nur ein sehr geringer Teil auf reine Preissteigerungen - weniger als ein Prozent pro Jahr. Den Löwenanteil - 80 Prozent - machen Wertsteigerungen aus." Airbags, ABS, ESP oder Klimaanlagen seien heute elementarer Bestandteil der Ausstattung. Der höhere Ausstattungsgrad habe sich auch positiv auf die Unfallbilanz ausgewirkt: 2004 werde die Zahl der Unfalltoten in Deutschland um 13 Prozent niedriger als im Vorjahr liegen.

"Der Kunde will nicht billig, billig. Der Kunde ist anspruchsvoll und wird nicht auf Sicherheitselemente verzichten", sagte der VDA-Präsident, der zugleich Präsident des weltweiten Automobilverbandes ist. Gottschalk erwartet, dass das Renault-Billigauto Dacia Logan, das in Rumänien gebaut wird und 2005 für 7.500 Euro auf den deutschen Markt kommen soll, vor allem ein Wettbewerber für Gebrauchtfahrzeuge ist. Es trete in Deutschland aber in einem schrumpfenden Marktsegment an. "Der deutsche Autofahrer hat die etablierten Marken im Blick." Im Kleinwagen-Segment hätten die deutschen Hersteller mit dem VW Fox, dem Ford Ka oder dem Opel Agila eigene Modelle entgegen zu setzen.(APA/dpa)