Salzburg - Rund 100 Tage nach Antritt seiner Intendanz im Salzburger Landestheater zieht Peter Dolder eine überwiegend positive Bilanz. Tatsächlich ist Dolder eine Steigerung der verkauften Abonnements um elf Prozent gelungen - mit rund 8.800 Abonnenten habe das Salzburger Landestheater jetzt die zweithöchste Abo-Zahl aller Theater in Österreich, so Dolder. "Es war mein Plan, erst einmal möglichst viele Interessengruppen im Theater zufrieden zu machen und bei der Stange zu halten".

Die Steigerung bei den Abos sei bei allen Altersgruppen bemerkbar, argumentierte der Intendant, besonders bei den Kindern und Jugendlichen könne und wolle man noch zulegen. Hervorragend laufe zudem der freie Verkauf, viele Vorstellungen seien ausverkauft. "Es gibt zwar noch keine präzisen Zahlen, aber wir liegen wirtschaftlich deutlich über der Prognose", so Dolder. "Das ist besonders bei den Pflichtprogrammen wie Operette oder Mozart-Oper wichtig, weil wir damit Risiken wie etwa 'The turn of the screw' von Benjamin Briten eingehen können. Es wird auch in Zukunft im Salzburger Landestheater keine Revolutionen geben, aber wir werden versuchen, die Sehgewohnheiten der Zuschauer behutsam zu verändern. Wir müssen voran gehen, aber wir dürfen nicht davonrennen, sonst ist das Theater sehr, sehr schnell kaputt."

Schlechte Kritiken

Dolder hat in den vergangenen drei Monaten vier Sprech-Stücke im großen Haus herausgebracht, darunter ein Kinderstück, einen Shakespeare und einen Tennessee Williams. Dazu kommen Mozarts "Don Giovanni", Lehars "Die Lustige Witwe", und das Ballett "Carmen". Die Kammerspiele haben bisher drei Premieren - das Kinderstück "Tortuga", Turrinis "Eröffnung" und "Anne Frank" - erlebt. So gut wie alle Stücke sind von den Salzburger Medien distanziert bis vernichtend kritisiert worden.

Elfi Schweiger, Präsidentin des Vereins der Freunde des Salzburger Landestheaters, sieht die chronisch schlechten Kritiken so: "Zugegeben, der große strahlende Theaterzauber hat bisher nicht stattgefunden, die Bühnenbilder sind meist zu brav, innovatives Theater scheint nicht Dolders Sache zu sein. Aber Grund zum chronischen Unken oder gar zur Gehässigkeit unter der Gürtellinie sehe ich keinen. Das Ensemble ist sehr gut, es gibt viele schöne Theater-Momente - auch die vielen Jugendlichen, die ich betreue, sehen das mehrheitlich so. Ich hoffe, dass Dolder in Zukunft den Mut hat, auch junge und freche Regisseure ins insgesamt ausgewogene Programm einzubauen."

Im Jänner wird über die Verlängerungen der Verträge vieler Ensemble-Mitglieder entschieden, für Dolder gibt es keinen Grund für Veränderungen. "Im Ensembletheater sind Besetzungen immer auch Kompromisse. Außerdem habe ich als Intendant auch ein soziales Gewissen gegenüber Schauspielern und Sängern." (APA)