Rom - Der ehemalige italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti (85) ist in einem Mafia-Prozess vom Kassationsgericht, der dritten und letzten Instanz im italienischen Strafsystem, endgültig freigesprochen worden. Allerdings bestätigten die obersten Richter am Dienstag ein Urteil in zweiter Instanz, wonach die Vorwürfe wegen Zusammenarbeit mit einer kriminellen Vereinigung vor dem Jahr 1980 lediglich verjährt seien.

In einem weiteren Anklagepunkt bezüglich Kontakten zur Mafia nach dem Jahr 1980 wurde der bisherige Freispruch wegen Unschuld des Angeklagten bestätigt. Mafia-Zeugen hatten behauptet, Andreotti habe sich dem "Paten" gegenüber als gefällig erwiesen. Im Gegenzug hätten die Bosse für Wählerstimmen für Andreottis Christdemokraten gesorgt. Allerdings ging das Kassationsgericht wegen Verjährung nicht auf mögliche kriminelle Verstrickungen vor 1980 ein.

Die Kassationsrichter bestätigten in ihrem Urteilsspruch die Einschätzung der Berufungsrichter von Palermo, nach denen Andreotti Anfang der 1980er Jahre Kontakte zu sizilianischen Mafiosi gepflegt hatte. Später habe er jedoch die Gefährlichkeit dieser Beziehungen eingesehen und jegliche Verbindung zur Cosa Nostra unterbrochen, ging aus der Urteilsbegründung des Berufungsgerichts in Palermo des Jahres 2003 hervor, die von den Kassationsrichtern bestätigt wurde. "Andreotti hat gewonnen, doch der Fleck bleibt", kommentierten Rechtsexperten in Rom. Andreotti feierte den Freispruch. Ein Albtraum sei zu Ende gegangen. (APA)