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Volksbanken Generaldirektor Franz Pinkl

Foto: APA/Gindl
Damit hat er sie alle überrascht, der "Pinkl, Franz", wie sich der Generaldirektor der Österreichischen Volksbanken AG manchmal noch am Telefon meldet, als sei er der kleine "Obmann Stv. des Vorstandes der Volksbank Niederösterreich Süd" geblieben, wie die vorletzte Station auf seinem offiziellen Lebenslauf heißt. Denn mit der Übernahme wesentlicher Anteile des Unternehmensfinanzierer Investkredit durch die Volksbanken ist Pinkl ein Coup gelungen, der ihm einen Platz in Mitten der an Eitelkeiten nicht gerade armen Wiener Bankergesellschaften sichert.

Dabei ist Pinkl selbst alles andere als eitel. Der 48-jährige, der gern mit seinem Gewicht kämpft, hat seine Karriere vor etwas mehr als 30 Jahren dort begonnen, wo es ihn als Kind am Weltspartag immer hingezogen hat: In der Volksbank-Filiale in Wiener Neustadt. "Das hat mich fasziniert, was sich dort abgespielt hat, ich habe mir gedacht, wenn du einmal etwas wirst, dann in einer Bank." Eliteschulen oder wenigstens die "Welthandel" waren dem gebürtigen Ternitzer für das "etwas werden" nicht mitgegeben: Handelsschule, Bilanzbuchhalterprüfung am Wifi, Volksbankenakademie und harte Arbeit mussten reichen.

Unerwarteter Sprung an die Spitze

Der Sprung an die Spitze kam dann unerwartet, wenn auch nicht unverdient. Als sein Vorgänger Klaus Thalhammer im September 2003 überraschend verstarb, war Pinkl als Vorstand der Volksbank Niederösterreich-Süd auch Aufsichtsratsvorsitzender der ÖVAG und mit der Suche betraut. Aber ins Spiel brachte ihn erst ein Personalberater, Anfang Februar des heurigen Jahre wurde die Bestellung dann abgesegnet.

Seither ist Pinkl, der ein guter Zuhörer ist und immer noch in Ternitz wohnt, seiner Expansionsstrategie geräuschlos nachgegangen. Zwar war gelegentlich von ihm zu hören, etwa als der Bawag-Anteil der BayernLB zum Verkauf stand oder beim lauten Nachdenken über einen Börsengang der Volksbanken AG. Dazwischen holte er sich Kapitalpartner für die Ostexpansion, bei der die ÖVAG spät dran war, ein deutlicher Hinweis auf größere Absichten.

Aber als der Kampf um die Übernahme der Investkredit auf einen Poker zwischen BA- CA und Raiffeisen Zentralbank hinauslief, hielt er sich bedeckt und sammelte offenbar im Stillen seine Karten, die er jetzt ausspielte. Dafür zollen ihm auch Konkurrenten Respekt: "Pinkl ist offensichtlich jemand, der sich gerade ein Profil nicht durch sein Auftreten, sondern seine Taten erarbeitet", heißt es in einer Wiener Großbank.

Am Golfplatz, häufig ein Requisit für Bankenkarrieren, ist Pinkl bis auf weiteres noch nicht zu finden; lieber entspannt sich der verheiratete Vater dreier Töchter beim Lesen und bei Wanderungen – und nervt die Familie mit der Digitalkamera. (Helmut Spudich, Der Standard, Printausgabe, 29.12.2004)