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Schock nach dem Anschlag: Ein siebenjähriges Mädchen weint nach der Explosion einer Autobombe nahe seiner Schule in einem nördlichen Stadtteil von Bagdad.

Foto: Reuters/Jasim

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Mohsen Abdul Hamid, Chef der Irakischen Islam-Partei

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Auf den Aufruf des Al-Kaida-Chefs an die Iraker, die "unheiligen" Wahlen zu boykottieren, folgte am Dienstag eine Serie von Anschlägen in mehreren Städten des Landes. Die USA mühen sich indes, der sunnitischen Minderheit Garantien für Posten nach der Wahl zu geben.

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Bagdad/Washington - Gut einen Monat vor den geplanten Wahlen im Irak sind am Dienstag bei einer neuen Serie von Angriffen und Anschlägen mindestens 35 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien mindestens 26 Polizisten und Nationalgardisten, gaben die Behörden an. Zwölf Polizisten wurden allein bei einem Angriff auf eine Station südlich von Tikrit erschossen. Danach sei das Gebäude in die Luft gesprengt worden, sagte ein Polizeisprecher.

Bei einem ähnlichen Angriff in der Region und einem weiteren in der Region von Ishaki südlich von Samarra wurden nach Polizeiangaben sieben Polizisten und ein Nationalgardist getötet. Anschläge wurden auch aus Samarra gemeldet, wo eine Autobombe mindestens sechs Menschen tötete, darunter drei Nationalgardisten, und aus Bagdad.

Schadensbegrenzung

Die US-Regierung versucht indes, den politischen Schaden zu begrenzen, der durch den Rückzug von den Wahlen entstanden ist, den die größte sunnitische Partei am Montag erklärt hatte. US-Außenminister Colin Powell sprach sich dafür aus, nach den für 30. Jänner angesetzten Wahlen zu einer Nationalversammlung trotz des Rückzugs der Irakischen Islam-Partei die sunnitische Minderheit an der neuen irakischen Regierung zu beteiligen.

Powell wies Berichte zurück, denen zufolge die USA den Sunniten zusätzliche Sitze in der Nationalversammlung sichern wollten. Der Außenminister ließ aber verstehen, dass Washington Ministerposten für die Sunniten in der künftigen irakischen Regierung anstrebe. Die Sunniten machen etwa 20 Prozent der Iraker aus, die Schiiten mehr als 60.

In einem Montagabend verbreiteten neuen Tonband hatte der Chef der Al-Kaida-Organisation, Osama Bin Laden, die Iraker zu einem Boykott der Wahlen aufgerufen. Er erklärte alle potenziellen Wähler zu "Ungläubigen". Den als Terroristen gesuchten Jordanier Abu Mussab al-Zarqawi bezeichnete Bin Laden als "Emir von Al-Kaida im Zweistromland".

Er erkenne Zarqawi und die ihm angeschlossenen Gruppen als "Teil der Auserwählten" an, sagte Bin Laden weiter. "Die Brüder der Gruppe sind gehalten, auf ihn zu hören und ihm zu gehorchen." Die Organisation Al-Kaida begrüße, dass sich Zarqawis Gruppe ihr angeschlossen habe, heißt es auf dem Tonband weiter.

"Wahltermin bleibt"

Ein Mitglied der irakischen Wahlkommission, Adil al-Lami, sagte am Dienstag, die Behörden ließen sich nicht einschüchtern. "Wir wissen, dass Bin Laden ein Terrorist ist, wir setzen unsere Arbeit fort, wir bestehen auf der Einhaltung des Wahltermins", sagte al-Lami in Bagdad. (AFP, dpa, Reuters, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 29.12.2004)