Ski-verrückte Familie
Die Eltern sind Skilehrer, Marlies' älterer Bruder Josef fährt nach einem Kreuzbandriss derzeit im Europacup, die jüngeren Geschwister Bernadette (15) und Lukas (12) im Salzburger Landeskader. Skifahren, Klettern, Radfahren heißt das Familienprogramm bei den Schilds die auf der Landwirtschaft in Saalfelden zu neunt unter einem Dach wohnen.
Liebe zur Natur
Hauptsache draußen in der Natur, könnte man das Schild-Motto beschreiben. "Aber immer freiwillig", versichert Mama Rosi. Vater Josef (Sepp) steuert als Hoppichler-Schüler und staatlicher Skilehrer die sportliche Ausbildung nicht nur seiner Kinder, sondern ist auch Trainer des Skiklubs Dienten. "Mit 14 sind sie technisch reif für den Rennlauf oder eine Skilehrerausbildung", so Josef Schild. Ohne Zwang wie gesagt. "Wir diskutieren viel über die Sinnhaftigkeit, bremsen aber eher, was den Hochleistungssport betrifft. In Summe unterstützen wir aber alles, was die Kinder freiwillig tun."
Fünf Knie-Operationen
Der Vater war es auch, der der damals 14-jährigen Marlies den nunmehrigen ÖSV-Coach Stefan Bürgler sieben Jahre als Privattrainer zur Seite stellte, weil die Tochter auf Grund ihrer Verletzungen "in kein Schema mehr passte." Speziell das linke Knie war verantwortlich dafür, dass die einstige Allrounderin Schild quasi "unfreiwillig" als Slalom-Spezialistin ins Weltcupteam kam. Fünf Knie-Operationen haben eben ihren Preis.
Spezialkur
Erst im vergangenen Februar war eine neuerliche Operation notwendig geworden. Insgesamt ist das linke Knie dank der Doktoren Herbert Resch und Toni Wicker aber auch durch eine Spezialkur bei Dr. Hohmeister in der Schweiz, der schon die Knorpelprobleme von Sonja Nef und Janica Kostelic gelindert hatte, weitgehend problemfrei. Bei dieser Kur wird ein Gewebemuster entnommen, ein Gen-Muster produziert und dieses Drei-Komponenten-Gel injiziert. Seitdem läuft es bei Schild, geboren im steirischen Admont (die Mutter kommt von dort) wie geschmiert.
Geduld war also stets das große Thema der leidenschaftlichen Reiterin, die von der Mutter als bodenständig, zielstrebig und fleißig bezeichnet wird. Mit Hilfe der Famile, der Ärzte und Mentaltrainer Thomas Wörz gehen die Schild-Träume schön langsam in Erfüllung. In St. Moritz wurde sie vor zwei Jahren Slalom-Vizeweltmeisterin, den ersten Weltcup-Sieg schaffte sie aber erst beim Saisonfinale im März 2004 in Sestriere.
Kostelic: "Marlies war nicht zu schlagen"
In die WM-Saison ging sie aber bereits als heißeste Aktie im Damenteam, nach risikobedingten Stürzen in Aspen und St. Moritz passte am Semmering erstmals alles perfekt zusammen, begab sie sich mit Siegen innerhalb von zwei Tagen auf die Spuren der großen Petra Kronberger. "Damit ist auch die WM endgültig ein ganz großes Ziel. "Natürlich will ich St. Moritz toppen" so Schild, der sogar Titelverteidigerin Janica Kostelic Rosen streute: "Ich war fast fehlerfrei, aber Marlies war nicht zu schlagen."
Privates Glück
Neben der Fitness spielt sicher auch die frische Beziehung zum ÖSV-Kollegen Benjamin Raich eine Rolle. "Natürlich", sagt Mama Rosi, während die Betroffenen selbst das Thema im Privatbereich halten. "Der Benni ist ein netter Kerl, sie verstehen einander sehr gut und die Beziehung gibt Marlies Stabilität", verrät die Frau Mama." Da scheint vieles perfekt zueinander gefunden zu haben. "Die Familien Raich und Schild sind einander sehr ähnlich", so Josef Schild.