Darfour - Nach Kämpfen zwischen der Sudanesischen Befreiungsarmee und Regierungstruppen in der Stadt Ghubaysh haben die Vereinten Nationen ihre Hilfslieferungen in die westsudanesischen Krisenregion Darfour gestoppt. 99 Menschen sollen durch die jüngsten Zusammenstöße getötet worden sein.

Etwa 260.000 Flüchtlinge können nicht mehr versorgt werden, da die Hilfsorganisationen ausgehend vom Zentralsudan, Darfour nicht mehr erreichen können. Zudem haben Rebellen, laut Medienberichten, einige Lastwagen mit Hilfsgütern gestohlen, um sie für militärische Zwecke einzusetzen.

"Seit zwei Monaten verschlechtert sich die Sicherheitslage in Darfour dramatisch", sagt der Sudan-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius. Die sudanesische Regierung verstärke den Druck auf die internationalen Helfer.

So meinte der sudanesische Präsident Omar al Bashir, dass die wirkliche Gefahr im Sudan von den internationalen Hilfsorganisationen ausgehe. Anfang Dezember wurden Vertreter der britischen Organisationen Oxfam und Save the children gar aus dem Sudan ausgewiesen.

Vertreter dieser Hilfseinrichtungen hatten zuvor ein stärkeres Eingreifen des Weltsicherheitsrates gefordert. "Die Helfer werden von beiden kriegsführenden Truppen attackiert, einige sogar als Geisel genommen", sagt Delius. "Weil es keinen internationalen Druck gibt, fühlt sich keine der Konfliktparteien zu irgendetwas verpflichtet. Das Morden geht weiter."

Seit vergangenem Jahr sind etwa 1,8 Millionen Menschen geflüchtet, einige Hunderttausend in den Tschad. Zehntausende Menschen wurden von Janjaweed-Milizen ermordet oder starben an Krankheit oder Hunger. Im Februar 2003 eskalierte erstmals die Situation, nachdem afrikanische Rebellen staatliche Einrichtungen angegriffen hatten, um sich gegen die Benachteiligung durch die sudanesische Regierung zu wehren.

Seitdem vertreiben arabische Janjaweed-Milizen - unterstützt von der Regierung - die afrikanische Zivilbevölkerung in Darfour. Seit Monaten leben hunderttausende Menschen in überfüllten Flüchtlingscamps. "In der Stadt Habila ist Hepatitis E ausgebrochen, manche Leute lagen bereits im Komma, als sie zu uns gebracht wurden und verstarben", erzählt die Krankenschwester Karin Thaus, die kürzlich aus Darfour zurückgekehrt ist. "Die Menschen wollen auf keinen Fall in die von den Milizen niedergebrannten Dörfer zurück. Sie haben viel zu viel Angst", erzählt die Leiterin der Caritas-Katastrophenhilfe Sabine Wartha, die in der Stadt Geneina war.

"Man muss damit rechnen, dass sie jahrelang von internationaler Hilfe abhängig sein werden." Fatal sei, dass nach der Katastrophe in Südostasien nun kein Mensch mehr nach Darfour schaue. (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2004/1.1.2005/2.1.2005)