Auch die deutschen Medien sind voll von Klagen Geretteter, die sich vom eigenen Staat allein gelassen fühlten. Das relativiert etwas die Kritik am Krisenmanagement des österreichischen Außenministeriums. Wenn etwas unangemessen war, dann wohl die ängstliche "Wir müssen erst einmal schauen"-Mentalität, statt sofort und ohne Rücksicht auf Kosten alles in die Krisengebiete zu werfen, was man hat.

Schon am zweiten Tag konnte man aus den eintreffenden Meldungen Schlüsse auf das Ausmaß der Katastrophe ziehen (und hätte nicht tagelang um die Opferzahlen herumdrucksen müssen). Schwer erträglich auch Leitartikel-Predigten, wo vorne den eigenen Lesern, die hinten im Reiseteil Fernflüge buchen sollen, vorgehalten wird, sie würden "aus dem totalen Chaos selbstverständlich vorzüglich organisiert ausgeflogen werden wollen".

Na, selbstverständlich haben sie nach der größten Naturkatastrophe der jüngeren Geschichte als schwer steuerzahlende Bürger eines der reichsten Länder der Welt Anspruch auf rasche, effiziente Hilfe ihres Staates, vor allem dann, wenn es hilflose, geschockte Kinder sind! Bitte solch säuerliche "Seiet nicht hoffährtig!"-Betrachtungen der privaten Bibelstunde vorbehalten. (DER STANDARD Printausgabe 31.12.2004)