Washington - Auch im Atlantik gebe es die Gefahr einer durch ein Erdbeben ausgelösten Flutwelle, es existiere aber derzeit kein Tsunami-Warnsystem. Dies hat der US-Staatssekretär für Ozeane und Atmosphäre, Conrad Lautenbacher, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press erklärt. Den von Wissenschaftern bereits erhobenen Forderungen nach dem Aufbau eines Warnsystems auch an der Atlantikküste bzw. in der Karibik sei die US-Regierung jedoch bisher nicht nachgekommen.

Lediglich für die Pazifik-Anrainerstaaten existiert ein Tsunami-Warnsystem. Nach dem verheerenden Erdbeben im Indischen Ozean, wo es ebenfalls bisher kein Warnsystem gibt, wurden in den vergangenen Tagen Forderungen nach dem Aufbau eines solchen Schutzes laut.

In den vergangenen 150 Jahren wurden in der Karibik 50 und im Atlantik 30 Tsunamis, also durch Erdbeben ausgelöste Flutwellen, gemessen. Seit 1964 wurden in diesem Raum allerdings keine Tsunamis mehr von der US-Behörde für Ozeanographie und Atmosphärenforschung (NOAA) registriert. Laut Lautenbacher ist die Möglichkeit eines großen Erdbebens im Atlantik, das eine Flutwelle an den Küsten auslösen kann, "gering aber vorhanden". Auch in der Karibik gebe es für die zahlreichen Inseln ein Gefahrenpotenzial.

Grundsätzlich sollte jeder Staat mit einer Meeresküste von einem Tsunami-Warnsystem geschützt werden. Lautenbacher fordert daher den Aufbau eines globalen Warnsystems. Nach Studien können dadurch bis zu 80 Prozent der Opfer einer Flutwelle gerettet werden. Viele Menschen könnten nach einer Vorwarnung selber zu Fuß der Gefahrenregion entkommen, indem sie vom Strand und der Küste weg landeinwärts bzw. auf Hügel gehen, erläuterte Lautenbacher. (APA)