Neu Delhi - Mit ihrer geistesgegenwärtigen Warnung über das Lautsprechersystem ihres Dorfes haben Fischer den 7.000 Bewohnern eines südindischen Küstenorts das Leben gerettet. Die Fischer waren gerade vom Meer zurückgekehrt, als sie die Riesenwelle bemerkten, die auf den Ort Veerapattinam zuraste, wie lokale Medien am Samstag berichteten. Über das öffentliche Netz von Lautsprechern, die im ganzen Ort auf hohen Pfählen installiert sind, wurden die Einwohner gedrängt, landeinwärts zu laufen.

Ohne die Lautsprecher, die im Rahmen eines Versuchs zur besseren Essensverteilung in dem Ort installiert worden waren, wären vermutlich alle Bewohner weggespült worden, meinte einer der Fischer.

Flutwelle bemerkt und Alarm geschlagen

Sechs Tage nach der Flutkatastrophe in Asien wird die Kritik an mangelnder Hilfe für die Überlebenden in Indien immer lauter. In Madras, der Hauptstadt des besonders schwer getroffenen Bundesstaates Tamil Nadu, protestierten Fernsehberichten zufolge Fischer am Samstag vor Regierungsbüros, um versprochene Hilfsgüter einzufordern.

"Sie kündigen an, dass Hilfe kommen wird, aber es kommt nichts", sagte einer der Demonstranten. Wie es hieß, träfen zwar Hilfsgüter und Spenden in den Krisengebieten ein. Doch verlaufe ihre Verteilung durch die Behörden nur sehr schleppend.

Mehr als 12.700 Beben-Opfer

Indien hat die Zahl der mutmaßlich durch die Flutwellen getöteten Menschen am Samstag innerhalb weniger Stunden zwei Mal auf mehr als 12.700 erhöht. Das Land gehe inzwischen von 12.709 getöteten oder mutmaßlich getöteten Menschen in seinem Staatsgebiet aus, teilte das indische Innenministerium mit.

In dem am stärksten betroffenen Bundesstaat Tamil Nadu sei die Zahl der Todesopfer um mehr als tausend auf 7.397 Menschen hochgeschnellt. Auch von den Andamanen- und Nikobaren-Inseln im Indischen Ozean seien mit 3.754 Toten mehr als 750 weitere Opfer gemeldet worden. Offiziell bestätigt sei bisher der Tod von 8.955 Menschen, sagte ein Sprecher des Ministeriums weiter.

Experten befürchten inzwischen, dass durch die Flutwellen nach dem gewaltigsten Seebeben in Jahrzehnten vor knapp einer Woche in den Anrainerstaaten 150.000 Menschen getötet wurden, ein Drittel davon Kinder. Unter den Toten sind auch zahlreiche Ausländer. Offiziellen Angaben zufolge werden deutlich mehr als tausend Deutsche vermisst. (APA/Reuters/Red)