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Ein LKW fährt unter einem elektronischen Maut-Kontrollpunkt auf Deutschlands Autobahnen vorbei.

Foto: REUTERS/KIRSTEN NEUMANN
Berlin - Die deutsche Regierung hat am ersten Tag der Mautpflicht für Lkw auf Autobahnen in Deutschland schon mehr als eine Million Euro eingenommen. Das meldete das deutsche Verkehrsministerium am Samstagnachmittag auf Anfrage. Sprecherin Alexandra Brothan berichtete aber auch von einer Missachtungsquote von etwa zehn Prozent. Technisch sei die Einführung der Maut reibungslos verlaufen, sagte sie.

Bis zum Nachmittag sei bereits mehr als eine Million Euro durch die automatische Erfassung von Lastwagen mittels Bordcomputern eingenommen worden, sagte Brothan. Rund 30.000 Euro seien an den stationären Erfassungsgeräten und 3.000 Euro per Internet-Zahlung entrichtet worden. Der Lastwagenverkehr war am Samstag sehr gering, da Feiertagsfahrverbot herrschte.

Zehn Prozent "Mautpreller"

Die Quote der Mautpreller war mit zehn Prozent geringer als zu Beginn der Euro-Vignettenpflicht vor einigen Jahren, wie Brothan erklärte. Damals waren anfangs 20 Prozent und am Ende - im Jahr 2003 - etwa fünf Prozent "Schwarzfahrer" registriert worden. Samstag früh zählte das deutsche Bundesamt für Güterverkehr den Angaben zufolge bereits 200 Verstöße, darunter etwa 70 Prozent von ausländischen Fahrern. Die Preller seien teils über die Mautbrücken, teils aber auch durch mobile Kontrollen des Bundesamtes ermittelt worden. Für die Mautpreller beginne nun das Nacherhebungsverfahren, sagte Brothan. Neben der nachträglichen Zahlung der Maut können in schweren Fällen bei Verstößen gegen die Mautpflicht bis zu 20.000 Euro Bußgeld fällig werden.

Nach jahrzehntelanger politischer Diskussion und einer Serie schwerer Pannen war um Mitternacht die Mautpflicht für das rund 12.000 Kilometer umfassende deutsche Schnellstraßennetz in Kraft getreten. Sie betrifft Lastwagen mit mehr als zwölf Tonnen Gesamtgewicht und beträgt nach Achszahl und Schadstoffklassen gestaffelt zwischen neun und 14 und durchschnittlich 12,4 Cent pro Kilometer.

Das Verkehrsministerium in Berlin sprach aus Anlass der Einführung von dem "weltweit modernsten und innovativsten Mautsystem". Als verkehrspolitisches Ziel nannte die Behörde eine gerechtere Anrechnung der von schweren Lastwagen verursachten Kosten für den Straßenbau.

Drei Milliarden Einnahmen erhofft

Die deutsche Regierung verspricht sich rund drei Milliarden Euro Gesamteinnahmen pro Jahr von der Maut. Davon würden nach Abzug der Kosten für den Betrieb des Systems und die Kontrollen rund 2,4 Milliarden in den Ausbau von Bundesfernstraßen, Schienenwegen und Wasserstraßen gesteckt. Die Straße solle 50, die Schiene 38, und die Wasserwege sollten zwölf Prozent erhalten, teilte das Ministerium mit.

Trotz mehrerer, offensichtlich erfolgreicher Probeläufe in den vergangenen Monaten hielten Bedenken der Betroffenen über die Praxistauglichkeit des satellitengestützten Systems an. Die Bewährungsprobe steht dem System am Sonntagabend um 22.00 Uhr bevor. Dann endet das Wochenendfahrverbot für Lastwagen, und wer kein automatisches Borderfassungsgerät (OBU) im Cockpit hat, muss sich entweder per Internet oder über ein Dienstleistungsunternehmen einbuchen - oder er nutzt eines der 3.700 stationären Terminals an Tankstellen oder Grenzübergängen.

An diesen Geräten werden Staus erwartet: Bis Freitag waren etwa 315.000 Laster mit einem OBU ausgestattet; an einem normalen Werktag bewegen sich aber mehr als eine Million auf den Autobahnen. Die Spediteure hatten zuletzt kritisiert, dass die geplanten Kontrollen unzureichend seien. (APA/AP)