etat.at: Das aktuelle "profil" (Ausgabe, 1/2005, erschienen am 3. Jänner) zeigt am Cover Leichen von Kindern, im Blattinneren Leichen am Strand, Leichenteile. Welche Argumente sprechen für das Abbilden dieser Fotos?

Gächter, Schillinger: Ein sehr zentrales Argument: die Realität abzubilden! Das Coverfoto ist fraglos schockierend, aber ebenso fraglos ist es authentisch. Es fokussiert die Tsunami-Katastrophe auf eine andere – und sicher eindringlichere – Art als die tausendfach publizierten Bilder von Leichenbergen und verwüsteten Stränden.

etat.at: Reicht es Ihrer Meinung nach nicht, Zitate von Überlebenden wie "Es war eine todbringende Walze, die da über die Küste gerollt ist, in der alles enthalten war: Abfall, Sand, Geröll, Liegestühle, Mauerteile, Menschen, Palmen" zu bringen oder Bilder von trauernden Menschen, eingestürzten Häuser, zerstörten Küsten zu zeigen, um nachzuzeichnen "was wirklich geschah", wie es im Editorial heißt?

Gächter, Schillinger: "Was wirklich geschah", haben wir versucht nachzuerzählen. Wir haben, so wie jedes andere Nachrichtenmagazin, auch versucht, es abzubilden. Die Coverstrecke, die insgesamt 15 Heftseiten umfasst, ist keinesfalls reißerisch gestaltet, sondern – textlich und visuell – so seriös, realitätsnah und ausgewogen, wie es das Thema erfordert.

etat.at: Wie wurde die Verwendung dieser Fotos in der Redaktion diskutiert?

Gächter, Schillinger: Die Verwendung der Fotos war redaktionsintern unumstritten. Die abgedruckten Bilder wurden von den zuständigen AutorInnen, der Chefredaktion und der Art-Direktion gemeinsam ausgewählt.

etat.at: Gibt es Reaktionen seitens Ihrer LeserInnen? Wenn ja, welche?

Gächter, Schillinger: Es gab bislang sehr viele Reaktionen, vor allem auf das Coverfoto. Die Hälfte davon fiel zum Teil ausgesprochen negativ aus, wobei interessanterweise keine/r der LeserInnen, die sich beschwerten, auf die betont sachliche Berichterstattung im Blattinneren einging.