Über Zahlen lässt sich trefflich streiten, und die Frage, ob wir nach zehn Jahren EU-Mitgliedschaft den "Ederer-Tausender" jetzt in der Geldbörse haben lässt sich schon aus einem Grund nicht beantworten: Der Schilling, auf den sich die damalige EU-Staatssekretärin bezog, ist Geschichte.

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Der Euro ist nur eine der sichtbarsten Spuren. Österreichs Wirtschaft hat sich in dieser Dekade nachhaltig verändert: Die Liberalisierungspolitik der EU brach staatliche Monopole von der Telekommunikation bis zur Energieversorgung auf. Im der Folge wurde privatisiert – keine Notwendigkeit der EU-Mitgliedschaft, aber von der Deregulierung begünstigt.

Durch die Öffnung neuer Märkte sind die Exporte in der vergangenen Dekade kräftig gestiegen. Die stärkste Entwicklung brachte die Hinwendung zu den neuen Mitgliedern im Osten: Österreich wurde zu einem der größten ausländischen Investoren; Banken und Unternehmen wie die OMV hätten ohne EU- Mitgliedschaft kaum ein so rasantes internationales Wachstum geschafft.

Auf dem Arbeitsmarkt fällt die Bilanz ambivalent aus. Österreichs Arbeitslosenquote ist zwar eine der niedrigsten in der EU – aber in den vergangenen zehn Jahren ist sie gestiegen (von 3,8 auf 4,3 Prozent), während die der EU von 10,5 auf 8,1 Prozent sank. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2005)