Peter Noever will "keine dubiosen Projekte".

Foto: MAK/Gyula Fodor
Wien - Peter Noever hat Neider. Denn der Direktor des Museums für angewandte Kunst erhält eine Basisabgeltung (sieben Millionen Euro jährlich), von der andere Kollegen, unter anderem Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder, nur träumen können. Zudem macht Noever zu Weihnachten eifrig Geschenke. Je nach scheinbarer Wichtigkeit erhielten die Bedachten entweder zwei Mokkatassen oder ein komplettes Kaffeeservice.

Dennoch klagt Noever gerne. Die Subvention würden nicht reichen, und es gebe kein Ankaufsbudget. Was nicht ganz stimmt, denn als Direktor einer ausgegliederten Anstalt öffentlichen Rechts kann er selbst bestimmen, wofür er die Mittel verwendet.

Doch Peter Noever widerspricht im Gespräch mit dem STANDARD vehement. Weil die Personalkosten stetig, pro Jahr um rund 100.000 Euro, steigen würden. Und weil er auf diesen Kostenfaktor keinen Einfluss habe. Obwohl er, sagt Noever, nie gegen den Wechsel in die Privatwirtschaft war. Denn im 20. Jahrhundert gab es keine Budgets, mit denen längerfristig operiert werden konnte: Jedes Jahr musste erneut mit dem Bildungsministerium verhandelt werden.

Seit dem Jahr 2000 erhält er nun die fixe Größe von sieben Millionen Euro. Für zwei Baukörper mit 24.000 Quadratmeter Fläche und 110 Mitarbeiter. Sein Haus sei daher nicht vergleichbar mit dem viel kleineren Museum für moderne Kunst. Und natürlich habe er die Einnahmen seit der Ausgliederung kontinuierlich steigern können: von 0,9 auf mittlerweile 2,5 Millionen Euro. Aber die Basisabgeltung ist eben gedeckelt. Ein schwerer Fehler, meint Noever. "Man sagte mir 1999 im Ministerium, ich solle ruhig sein, die Basisabgeltung würde in den nächsten Jahren erhöht werden. Sie wurde es nicht."

Fatale Freiheit

Und daher werde es verdammt eng. "Wir haben zwar die uneingeschränkte Freiheit, wofür wir das Geld ausgeben, aber es gibt nie die Möglichkeit, sie auch zu leben." Das heißt: keine Ankäufe. Das heißt auch: wenige Ausstellungen. Denn für 2005 und 2006 steht aufgrund der unabänderlichen Kosten je bloß eine Million zur Disposition (2002 war der Betrag noch doppelt so hoch). "Wir werden ausgehungert. Das halte ich für zynisch und problematisch." Dabei sei die Identität Österreich nach wie vor Kunst und Kultur: "Ankäufe sind eine Investition in die Zukunft! Kontinuierliches Sammeln rechnet sich fünffach!"

Den Einspruch, dass Schröder ein kostenneutrales Ausstellungsprogramm konzipiert, lässt Noever nicht gelten: "Es muss ein paar Institutionen geben, die sich noch um das Projekt Kunst kümmern, die eine Identität wahren." Auch wenn diese im Fall des MAK nicht nur die angewandte Kunst, sondern auch die "Contemporary Art" ist, wozu sich Noever, Überschneidungen mit dem Museum Moderner Kunst gerne in Kauf nehmend, bekennt.

Und daher: "Keine dubiosen Projekte, keine Kassenschlager! Über die nun 20 Prozent Eigendeckung werden wir nicht kommen. Außer wir geben die Museumsarbeit auf und werden ein Kongresszentrum." Bei diesem Gedanken schaudert es Noever. Die Hallen standen daher 2004 für einige Monate leer. Notgedrungen. Dass der karenzierte MAK-Kurator Christian Witt-Döring im Kunsthistorischen Museum Wiener Silber. Modernes Design 1780-1918 zeigt, habe damit allerdings rein gar nichts zu tun. (trenk/DER STANDARD, Printausgabe, 04.01.2005)