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Ex-Innenminister Ernst Strasser soll dafür sorgen, dass "die Hilfe Österreichs in der Region sichtbar wird."

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Die tödlichen Tsunamiwellen im Indischen Ozean haben jetzt in Österreich innenpolitische Verwerfungen zu Folge. Die Bestellung von Exinnenminister Ernst Strasser (ÖVP) zum Koordinator für die Katastrophenhilfe komme einer "Entmündigung" der neuen Innenressortchefin Liese Prokop (ÖVP) sowie von Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) gleich, befand am Dienstag Grünen-Justizsprecherin Terezija Stoisits.

Innenminister oder Innenministerin – so Stoisits – seien "klassischerweise auch Katastrophenminister". Prokop jedoch habe sich zu dem verheerenden Seebeben praktisch noch nicht zu Wort gemeldet: "Ich habe sie nur ein einziges Mal gesehen, beim Beten im Stephansdom."

Kritik von Stoisits und Haider

Kritik an der Ernennung Strassers kam auch vom SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer: Er habe den Eindruck, dass man offenbar in der Regierung niemanden für das Krisenmanagement gefunden habe, sagte Gusenbauer in der "ZiB2". Diese Entscheidung reihe sich ein in eine "Politik der falschen Signale" der Bundesregierung.

Skepsis auch beim Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ): Der Ex-Innenminister sei "schon mit der Flüchtlingsfrage nicht zurande gekommen", jetzt solle er "eine viel komplexere Angelegenheit koordinieren". Auch am Krisenmanagement der Bundesregierung vor der Strasser-Ernennung übte Haider Kritik: "Ich glaube, man hat vonseiten der Verantwortlichen die Dimension der Katastrophe unterschätzt." Die österreichischen Touristen hätte man aus den Katastrophengebieten "sofort evakuieren" müssen statt sie, wie geschehen, zuerst in Krankenhäuser zu bringen.

Strasser: Kein politisches Signal

Strasser antwortete auf diese Kritik indirekt: Seine Ernennung sei keineswegs ein politisches Signal, sagte er bei einer Pressekonferenz in Krems. Er werde die Arbeit "ehrenamtlich" und "für ein paar Wochen" machen, nachdem er Bundeskanzler Wolfgang Schüssel "dieses Angebot unterbreitet" habe. "Ich kenne zahlreiche der nun völlig zerstörten Küstenabschnitte. Ich möchte dafür sorgen, dass die Hoffnung lebt – und einen Beitrag leisten wie viele andere Österreicher auch", sagte er. Strasser ist unter anderem Präsident des Niederösterreichischen Hilfswerkes. Am Mitwoch wird Ernst Strasser zu den Hilfsleistungen eine Pressekonferenz geben.

Nach seiner späten Heimkehr von den durch die Springflut stark in Mitleidenschaft gezogenen Malediven setzte am Dienstag auch Finanzminister Karl-Heinz Grasser zu seiner Verteidigung an. Er habe den Eindruck vermeiden wollen, "dass sich österreichische Hilfsmaßnahmen auf den Karl-Heinz Grasser konzentrieren", zudem habe ihn die Regierung der Malediven gebeten, zu bleiben. Laut Auskunft der Austrian Airlines ist der Finanzminister mit dem schon vor seiner Anreise gebuchten regulären Flugticket nach Österreich gekommen.

Urlaub auf Koh Samui

Noch immer nicht daheim – und deshalb im Kreuzfeuer der Kritik – ist indes der niederländische Innenminister Johan Remkes. Seit dem zweiten Weihnachtstag macht er Urlaub auf der Insel Koh ^Samui an der thailändischen Ostküste, die sich nur 250 Kilometer von den in Thailand am schwersten überfluteten Regionen befindet.

Zu Hause in den Niederlanden wäre Remkes unter anderem für Katastrophenschutz und Koordinierung von Hilfsmaßnahmen zuständig. (DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.1.2005)