Wasser muss in fast alle Regionen in Kanistern transportiert werden - Wasser- Aufbereitungsanlagen sind bisher nur in wenigen Gegenden aufgebaut

Wien - Neun Tage nach der Flutkatastrophe in Asien benötigen immer noch mehr als 1,8 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel. Die UNO warnte davor, dass Tausende verhungern oder an Krankheiten sterben könnten, weil Versorgungsgüter nicht rechtzeitig ankommen. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass es einige Tage dauern könnte, bis auch die entlegensten Gegenden erreicht werden.

Akuter Trinkwassermangel

Angesichts des akuten Trinkwassermangels warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch vor einer dramatischen Seuchengefahr. Wenn nicht bis Ende der Woche alle Menschen mit sauberem Wasser versorgt seien, könne sich die Zahl der Tsunami-Opfer verdoppeln, sagte WHO-Generaldirektor Lee Jong Wook. Seine Organisation brauche 60 Millionen Dollar (45,4 Mio. Euro), um die fünf Millionen betroffenen Menschen zu versorgen.

Versorgung nicht sichergestellt

Noch sei es zu keinem Ausbruch von Seuchen gekommen, sagte Jong Wook. "Aber für 150.000 Menschen ist das Risiko extrem groß." Die WHO sei sehr besorgt, dass die Versorgung mit dem Nötigsten auch zehn Tage nach der Flutkatastrophe nicht sichergestellt sei. Besonders alarmierend seien die Probleme in der indonesischen Provinz Aceh und an der Ostküste von Sri Lanka. Die Vereinten Nationen kündigten an, allein auf Sumatra Auffanglager für 500.000 Menschen aufzubauen.

Mangel an Leichensäcken

Helfer berichteten von einem Mangel an Leichensäcken. "Wir brauchen dringen einige tausend mehr", sagte ein Helfer dem privaten Radiosender El Shinta. Seinen Schätzungen zufolge sind 15.000 Leichen alleine in der Umgebung von Banda Aceh noch immer nicht geborgen. Die Regierung befürchtet, dass die Flutwelle in und um Banda Aceh rund 30.000 Menschen das Leben kostete. Offiziell bestätigt wurden in Indonesien zunächst 94.200 Tote. Die Regierung rechnet jedoch mit rund 100.000. Insgesamt wird von 165 000 Toten ausgegangen.

Zusammenarbeit bei Aufbau eines Frühwarnsystems

Die USA und Thailand wollen beim Aufbau eines Tsunami- Frühwarnsystems zusammenarbeiten. Fachleute werden Möglichkeiten prüfen, bereits existierende Warnsysteme für Taifune entsprechend zu erweitern, sagte US-Außenminister Colin Powell zum Auftakt seiner Reise durch das Katastrophengebiet am Dienstag in Bangkok.

Nikobar-Inseln: Wütende Überlebende nahmen Polizeichef als Geisel

Eine Gruppe wütender Überlebender auf den südindischen Nikobar-Inseln nahmen einen Beamten und einen Polizeichef als Geiseln, um gegen unzureichende Hilfsmaßnahmen zu protestieren, wie die Zeitung "Hindustan Times" berichtete. Die Überlebenden hatten demnach vier Tage lang ohne Lebensmittel ausgeharrt, bevor sie sich durch den Dschungel zu einem Stützpunkt in der Campbell-Bucht schlugen, wo sie den Beamten und Polizisten beim Essen vorfanden. Sie wurden später freigelassen, nachdem sie versprochen hatten, für Nahrungsmittel zu sorgen. Hilfsorganisationen zufolge warteten noch immer Inselbewohner der Region auf Hilfe.

Erste US-Soldaten in Stadt Galle gelandet

In Sri Lanka trafen die ersten US-Soldaten zur Katastrophenhilfe ein. Noch war unklar, wann Truppen in der besonders schwer betroffenen Stadt Galle im Südwesten Sri Lankas landen würden. Dorthin ist ein Hubschrauber-Träger unterwegs. Im Bezirk Galle hat die Flutwelle bis zu zwei Kilometer landeinwärts Zerstörung angerichtet. (APA/dpa/AFP)