Wien - Der Bauernbund will heuer mit Nachdruck seinen Kampf um faire Preise für bäuerliche Produkte fortsetzen. Wie Präsident Fritz Grillitsch am Dienstag bei einer Pressekonferenz betonte, sei eine der wesentlichsten Aufgaben im Jahr 2005, mit dem Handel und den Konsumenten einen "gesellschaftspolitischen Dialog" zu führen und den "Wert von Lebensmitteln stärker zu hinterfragen". "Die Zeit, mit Mistgabel und Dreschflegel Konsumenten zu stören, ist vorbei. Wir suchen eine neue Form des Dialogs mit dem Handel", gab Grillitsch den Weg vor.

"Klare Signale" erwartet

Bereits in den nächsten Wochen erwartet der Bauernbund-Präsident auf der Preisfront "klare Signale" vom Handel. Sollte diese Antwort ausbleiben, "müssen wir zwangsläufig überlegen, welche Aktionen wir setzen", so Grillitsch. Mögliche "Aktionen" könnten auch Demonstrationen gegen Handelsketten sein, die mit Billigangeboten die Preise gegenseitig nach unten drücken. Lieferblockaden hält der Bauernbund-Präsident für denkbar, es stelle sich jedoch die Frage, wie zielführend diese seien. Blockaden in Supermärkten seien dagegen "nicht sinnvoll", weil die Konsumenten gestört würden und diese als "strategische Partner" für die Bauern besonders wichtig seien. Angedacht werde in diesem Zusammenhang auch die Schaffung einer Österreich-Marke auf Grundlage des AMA-Gütesiegels.

Nach dem Jahr der Sozialreformen bilde 2005 die weitere Professionalisierung der heimischen Land- und Forstwirtschaft einen weiteren Schwerpunkt der Bauernbund-Aktivitäten. "Die Bauern sind nicht die Letzten von gestern, sondern die Ersten von morgen", so Grillitsch. Konkret gehe es heuer um die Erschließung neuer Märkte im Ausland und die Forcierung erneuerbarer Energieträger. Grillitsch forderte in diesem Zusammenhang erneut, dass die Ökostromgesetz-Novelle mittels Tarifverordnung umgesetzt werde. Man brauche diese zum Ausbau des Ökostromanteils auf 7 Prozent bis 2010. An Verarbeitungsbetriebe richtete der Bauernbund den Appell, mehr Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken und einen Schwerpunkt in Innovationen zu setzen.

"Bildungsscheck" angedacht

Als weitere Maßnahme zur Professionalisierung sieht der Bauernbund im Rahmen der Neugestaltung der Fördermaßnahmen im Bereich Ländliche Entwicklung eine verstärkte Investitionsförderung sowie verbesserte Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung, etwa durch einen Bildungsscheck für jeden Bauern. Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sollten landwirtschaftliche Kooperationen wie Maschinenringe als Kostenentlastungsprogramm verstärkt werden.

Weiter vorantreiben wolle Grillitsch auch die Entbürokratisierung des Agrarsektors. Dazu gehöre unter anderem die Ermöglichung von Parallelimporten. Es gebe bereits eine Initiative des Bauernbundes, dass künftig EU-typisierte Neufahrzeuge unter Vorlage des EU-Typenscheins sowie eines entsprechenden Gutachtens direkt in Österreich zugelassen werden sollen. Die heute notwendigen nationalen Einzeltypisierungen verursachten dagegen neben Wartezeiten auch Kosten von rund 200 Euro je Einzeltypisierung. Durch Entbürokratisierungsmaßnahmen erwartet Grillitsch ein Einsparungspotenzial von 25 bis 50 Mio. Euro pro Jahr. (APA)