Spätestens seit Remixes und Produktionsarbeiten für auf den Tanzboden schielende junge Rockbands wie The Rapture ("House of Jealous Lovers" aus 2001), Radio 4, Metro Area oder Le Tigre wird das DFA-Label als neue Sensation gehandelt. Und dank Murphys eigener Band, dem LCD Soundsystem, das nach heute verzweifelt gesuchten, weil längst vergriffenen Maxi-Singles wie "Yeah" im Februar ein erstes eigenes Album veröffentlichen wird, stehen heute längst Mainstream-Acts wie Britney Spears oder Janet Jackson Schlange, um sich von Murphy/ Goldsworthy ein wenig richtiges Leben in den erkalteten Luxuskörper hauchen zu lassen. Selbstverständlich lehnt das DFA-Team solche Ansinnen entschieden ab. Im Gegensatz zu den ursprünglich ähnlich gearteten Neptunes etwa, deren klassisch verhatschter Shuffle-Rhythmus heute von Britney Spears über Christina Aguilera bis zu Kelis, Nelly oder diversen Goldketten-Rappern gut ein Drittel aller Hitparaden-Singles bestimmt, will man sich nicht so schnell von den Dollars vereinnahmen lassen.
Wie die jetzt veröffentlichte Werkschau "DFA Compilation #2" auf zwei CDs plus einem DJ-Mix beweist, sind Murphy und Goldsworthy längst auf dem besten Wege, einen eigenständigen und weg von den historischen Vorbildern zielenden Sound zu generieren. In der Mitte zwischen reschem Kraftlackeltum und beherzten Grooves wird hier längst der pulsierende Sound einer Metropolis nachgestellt, die von hektischen Noise-Attacken, Ethno-Beats vor allem aus Südamerika, rockistischem Hau-drauf-und-Schluss bis zu Krautrock-Referenzen Richtung Kraftwerk, Neu! oder Cluster und zur klassischen Disco mit Handclapping-Maschinen, Kuhglocken, im dritten Untergeschoss böllernden Bässen und durchaus gemütlicher als heute längst üblich marschierendem Schlagzeug alles beinhaltet, was die Postmoderne so zum Abtanzen benötigt.