Wien - Die in Wien ansässige Internationale Atomenergie-Behörde (IAEO bzw. IAEA) hat Untersuchungen wegen atomarer Experimente in Ägypten eingeleitet, die in Zusammenhang mit einem Nuklearwaffenprogramm stehen könnten. Bei den Versuchen sei metallisches Uran hergestellt worden, das zur Herstellung waffenfähigen Plutoniums verwendet werden könne, sagte ein Diplomat am Mittwoch.

Außerdem seien möglicherweise Vorstufen einer Urananreicherung durchlaufen worden. Ein anderer Diplomat sagte dagegen, Ägypten habe keinerlei Uran angereichert. Bei den Experimenten handle es sich um "Kleinkram", der bis in die 1950-er Jahre zurück reiche.

Der zweite Diplomat betonte zudem, die ägyptischen Versuche seien keinesfalls mit den Fällen Iran und Südkorea gleichzusetzen. Die meisten Experimente seien vor einer 1982 getroffenen Vereinbarung zwischen Kairo und der IAEO vorgenommen worden. Möglicherweise habe es ein Atomwaffenprogramm gegeben, dies aber "vor 50 Jahren, als (Gamal Abdel) Nasser noch Präsident war".

Den Angaben zufolge wurde die IAEO durch Fachveröffentlichungen ägyptischer Wissenschafter auf die Atomexperimente aufmerksam. Intensive Untersuchungen liefen demnach bereits seit Sommer 2004. Laut dem Diplomaten sollen in etwa zwei Wochen Ergebnisse vorliegen. Ägypten habe nichts verschleiert und sei kooperativ.

Ägypten selbst hatte am Mittwoch die Berichte über Experimente in den vergangenen Jahrzehnten, die gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen, zurückgewiesen. Außenminister Ahmed Abul Gheit sagte: "An diesen Berichten ist überhaupt nichts dran." IAEO-Generaldirektor Mohammed El Baradei stammt aus Ägypten. (APA)