Budapest - Das ungarische Parlament muss demnächst entscheiden, ob es Nachfahren der Hunnen in Europa gibt. Nachdem 2.381 Ungarn in einer Unterschriftensammlung verlangt haben, dass die hunnische Minderheit mit entsprechenden Rechten anerkannt wird, ist das Parlament nach Angaben des Zentralen Wahlbüros in Budapest nun zu einer Entscheidung verpflichtet. Das berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Mittwoch.

Initiator der Unterschriftensammlung ist Josua Imre Novak, der sich selbst als "Boten" und Pfarrer der "Heiligen Hunnischen Kirche" bezeichnet. Novak sagte, es stehe Ungarn als EU-Mitglied schlecht zu Gesicht, eine Minderheit zu unterdrücken. Sollte das Parlament die Hunnen nicht anerkennen, wolle er sich an EU-Gremien wenden. Dazu "haben die Hunnen die nötige Bravour", sagte er. Bei der letzten Volkszählung 2001 hatten sich 620 Ungarn als Hunnen bezeichnet.

In Ungarn werden Völker gesetzlich als ethnische Minderheiten anerkannt, wenn sie sich durch eigene Kultur und Sprache von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden und mindestens 1000 Mitglieder haben. Politische Vertreter der slowakischen und der Roma- Minderheiten erklärten, es gebe keine hunnische Kultur in Ungarn.

Historiker: Unklare Abstammung der Hunnen

Die Abstammung des ungarischen Volkes ist Historikern bisher unklar. Die Hunnen stießen während der Völkerwanderung ab dem vierten Jahrhundert n. Chr. aus Asien nach Westen vor und errichteten unter ihrem König Attila in Europa ein mächtiges Reich vom Kaukasus bis zur Loire. Attila, dessen Namen heute viele Ungarn tragen, starb im Jahr 453 im heutigen Ungarn in der Hochzeitsnacht mit Ildiko, die ein Vorbild für die Kriemhild-Gestalt aus der Nibelungensage gewesen sein soll. (APA/dpa)