Wien - Ein "völliges Chaos" herrscht nach Angaben der niederösterreichischen Ärzte nach der Änderung der Chefarztpflicht per 1. Jänner. Die "Chefarztpflicht-neu" habe für Patienten und Ärzte "enorme Schlechterstellungen" gebracht. Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) habe die Medikamentenversorgung vieler Menschen in Frage gestellt, indem sie die Einführung eines gänzlichen neuen Systems binnen kurzer Frist verlangt habe, kritisierte Johann Jäger, Chef der niedergelassenen Ärzte in NÖ, am Mittwoch.

Keine ausreichende Vorinformation

Das Gesundheitsministerium und der Hauptverband hätten "ein völliges Chaos bei der Verschreibung von Medikamenten verursacht, indem sie die Ärzte - noch dazu unter Androhung drastischer Strafen - gezwungen haben, ein gänzlich neues System der Medikamentenverschreibung ohne ausreichende Vorinformation innerhalb einer Woche einzuführen", meinte er.

Die "Chefarztpflicht neu" bringt laut Jäger mit sich, dass nur mehr einige Medikamente (vorwiegend Generika) ohne größeren bürokratischen Aufwand verordnet werden dürften. Welche dies sind, sei den Ärzten erst Ende Dezember 2004 mitgeteilt worden.

Ausführliche schriftliche Begründung

Bei der Verordnung jedes anderen Medikamentes habe der Arzt seit 1.Jänner eine ausführliche schriftliche Begründung abzugeben. Sollte die Verordnung von den Chefärzten als unrechtmäßig beurteilt werden, habe der Arzt mit umfangreichen Sanktionen - bis zum Verlust seines Kassenvertrages - zu rechnen.

Für Günther Wawrowsky, Chef der Fachärzte in NÖ, ist "klar, was das Ministerium damit bezwecken will: Die Verschreibung von Arzneimitteln soll so kompliziert und für den Arzt derartig mühsam gemacht werden, dass auf diese Art und Weise weniger Medikamente verschrieben werden - oder nur mehr jene, die keiner Begründung bedürfen, also die allerbilligsten." (APA)