Ramallah - Der palästinensische Präsidentschaftskandidat und PLO-Vorsitzende Mahmud Abbas (Abu Mazen) hat gegenüber dem österreichischen Nationalratspräsidenten Andreas Khol (V) versichert, den "Road-Map" genannten internationalen Friedensplan "durchsetzen zu können". Er sei in der Lage, "die zersplitterten Sicherheitsdienste auf nur drei Organe zu reduzieren und den Terror zu beenden", sagte Abbas, den Khol bereits Dienstag Abend "außerplanmäßig" im Hauptquartier des verstorbenen palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat in Ramallah getroffen hatte.

Abbas gilt als Favorit bei Präsidentenwahl

Abbas gilt als Favorit bei der am Sonntag stattfindenden Präsidentenwahl im Westjordanland (mit Ost-Jerusalem) und Gaza-Streifen. Abbas wolle sich eine bis zwei Wochen Zeit für die Regierungsbildung nehmen, was auf einen "Mannschaftswechsel" hindeute, sagte Khol gegenüber der APA. Abbas benötige jedoch "Signale aus Israel", um Erfolg zu haben. Dazu gehörten eine Erklärung zur Verhandlungsbereitschaft, Sicherheitszugeständnisse und ein Abbau der Checkpoints. Abbas habe auch von einer Vorbereitung für Treffen und Verhandlungen mit den Israelis geredet.

Khol: "Habe Eindruck Palästinenser wollen zweite Demokratie im Nahen Osten werden"

Khol erzählte, Arafat zwei Mal in Ramallah getroffen zu haben. Diesmal sei die Atmosphäre völlig verändert: "Kein 'Keffijeh' mehr, sondern nur noch Straßenanzüge. Eine Stimmung der Geschäftlichkeit." Er habe den Eindruck, als wollten die Palästinenser "die zweite Demokratie im Nahen Osten werden", so der ÖVP-Politiker.

Abbas rief Khol dazu auf, ihm als "Brücke zur EU" behilflich zu sein. Die Europäer sollten sich politisch mehr aktivieren. Vorwürfe, die EU sei zu pro-israelisch eingestellt, wies Khol nach eigenen Angaben zurück. Er habe Abbas gesagt, dass die Israelis genauso meinten, die EU sei einseitig pro-palästinensisch eingestellt.

Österreich könne keine Sonderrolle beim Nahost-Konflikt spielen, meinte Khol. "Die Europäische Union muss da die erste Geige spielen." Wien biete sich bestenfalls als neutraler Treffpunkt für beide Parteien an. (APA)