Wien – Als "geschmacklos und pietätlos" bezeichnet SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos am Donnerstag, dass Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) die Öffentlichkeit mit immer neuen und widersprüchlicheren Geschichten belästige. Für ihn drängt sich bei Grassers Ausführungen über seinen Verbleib auf den Malediven der Verdacht auf, dass der Finanzminister die Öffentlichkeit hier nicht wahrheitsgemäß informiert habe.

Diese Frage sei zwar zum Zeitpunkt "sicher nicht prioritär", aber nach Aufarbeitung der Katastrophe werde auch das Verhalten Grassers beurteilt werden müssen, meinte Darabos im SPÖ-Pressedienst. Jedenfalls wäre es, meinte Darabos, für ein Regierungsmitglied angebracht gewesen, angesichts von hunderten betroffenen Landsleuten in die Heimat und an den Arbeitsplatz zurückzukehren. "Ich werfe die rhetorische Frage auf, wie reagiert worden wäre, wenn ein führender Oppositionspolitiker so gehandelt hätte."

Grüne: Beispiellose Selbstüberschätzung Grassers

Die Grünen kritisierten die "neuesten Märchen" des Finanzministers über seinen Malediven-Urlaub. Seine Angaben über vorgeblich wichtige Gespräche und seine Reaktion auf die Stellungnahme der maledivischen Regierung seien "ein zynisches Zerrbild von Grassers überheblicher Eitelkeit und seiner beispiellosen Selbstüberschätzung", hieß es in einer Aussendung.

Lopatka: Erregung über Grasser unangebracht

Als "künstlich" und "unangebracht" bezeichnete ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka am Donnerstag die "Erregung" über die Aussagen von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) zu seinem Verbleib auf den Malediven nach der Flutkatastrophe. Parteipolemik sei momentan unangebracht. "Wir alle sollten unser Augenmerk auf die rasche Hilfe für die Flutopfer richten."

Aber auch Lopatka ätzte in seiner Aussendung: Es sei "eigenartig", wenn die SPÖ auf angebliche Widersprüchlichkeiten hinweise – denn die SPÖ sei "auch im Neuen Jahr unschlagbar, wenn es um Widersprüchlichkeiten geht", so z.B. jüngst in der Frage Chefkommunikator. (APA)