EU-Justizkommissar Franco Frattini peilt eine Förderung von Patenschaften und europäische Pflegefamilien für die Waisenkinder der Naturkatastrophe an. Auch über gemeinsame EU-Regeln für Adoptionen werde die EU-Kommission wegen der Tragödie in Asien nachdenken, sagte ein Behördensprecher in Brüssel am Donnerstag. Das Thema könnte beim Treffen der europäischen Innen- und Justizminister Ende Jänner erstmals auf den Tisch kommen.

Frattini will den Angaben zufolge prüfen, ob eine "zeitweilige Adoption" - ähnlich einer Aufnahme in Pflegefamilien - für manche Flutwaisen in Frage komme. Dies müsse aber mit den Behörden der betroffenen Länder abgestimmt werden.

Rechtlich könnte hier ein vorübergehender Schutz wie bei Bürgerkriegsflüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina oder Afghanistan greifen. Grundlage müsse eine Zusammenarbeit mit dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF oder dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sein, meinte Frattini.

Rechtliche Grundlage

Der italienische Kommissar zeigte sich seinem Sprecher zufolge auch von der Hilfsbereitschaft in Spanien beeindruckt, wo 60.000 Spender nach einer Benefiz-Sendung im Fernsehen eine Patenschaft für ein Waisenkind übernahmen. Dies könne man möglicherweise mit EU-Geld unterstützen, meinte Frattini.

Prüfen will die Kommission den Angaben zufolge auch, auf welcher rechtlichen Grundlage betroffene Kinder zu Erholungsaufenthalten in die EU einreisen könnten. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hatten Vereine verstrahlten Kindern einen Urlaub bei Familien in EU-Ländern vermittelt. (APA/dpa)