Washington - Der Kommandant der Reservetruppen der US-Armee hat vor einer dramatischen Überbelastung seiner Einheiten durch die Einsätze im Irak und in Afghanistan gewarnt. Die Reserve verwandele sich zusehends in eine "gebrochene Streitmacht", betonte Generalleutnant James Helmly in einem am Mittwochabend in Washington bekannt gewordenen Memorandum. Bei den derzeitigen Mobilisierungsverfahren bestehe die ernste Gefahr, dass die 200.000 Soldaten starken Reservetruppen nicht mehr in der Lage sein könnten, ihre Aufgaben zu erfüllen.

Im Vorfeld der für den 30. Jänner geplanten Wahlen im Irak haben die USA ihre dortigen Streitkräfte auf 153.000 Soldaten aufgestockt. Reservisten machen rund 20 Prozent dieses Kontingents aus. Zusammen mit der Nationalgarde stellen die Reserve-Verbände mehr als 40 Prozent der US-Bodentruppen im Irak. Die Regierung von Präsident George W. Bush sieht sich wegen der starken Mobilisierung von Reservisten schon seit längerem Kritik von verschiedenen Seiten ausgesetzt. Für den Militäreinsatz müssen die Reservisten ihre Ziviljobs vorübergehend aufgeben.

Helmly kritisierte besonders die Praxis, Reservisten mit finanziellen Anreizen für Auslandseinsätze zu gewinnen. Angeboten wird eine monatliche Extrazahlung von 1000 Dollar. Helmly unterstrich, auf diese Weise rekrutiere die Armee nicht "Freiwillige", sondern "Söldner". Auch sei es "gefährlich und unverantwortlich", Kampfeinheiten aus Soldaten zusammenzustellen, die durch finanzielle Anreize angelockt worden seien. Das Memorandum mit dem Datum 20. Dezember war an den Stabschef des US-Heeres, General Peter Schoomaker, gerichtet. (APA)