Freilich gibt zu bedenken, dass in der zweiten Februar-Hälfte die Weltmeisterschaft just dort abgewickelt wird, wo die erste Schanze stand, in Oberstdorf. Pointner allerdings winkt ab und sagt, das habe nichts zu bedeuten. Kein einziger Springer habe im Saisonverlauf seinen Zenit erreicht, das sei zwar schade für die Tournee, liefere aber Perspektiven. "Ich bin sicher, wir werden mitmischen bei der WM." Rein sprungtechnisch gesehen, sagt Pointner, könne jeder noch zulegen. "Und auf dem Materialsektor tut sich ständig etwas." So waren etwa Martin Höllwarth und Thomas Morgenstern in Bischofshofen mit neuen Anzügen und neuen Schuhen unterwegs. Die Schuhe sollen auch mithelfen, dass Morgenstern im Anlauf beschleunigt. Ein neuer Schuh bedingt eine ande- re Haltung, die neue Haltung bewirkt ein anderes, wünschenswerterweise besseres Gleitverhalten in der Spur.
Pointner spricht von einzelnen Etappen, die auf dem Weg zur WM zurückzulegen waren und sind. Viele Etappenziele seien schon erreicht. So habe Höllwarth in Trainings und Qualifikationen ein höheres Niveau erreicht - er müsse im Wettkampf nicht mehr über sich hinauswachsen, sondern einfach nur seine Normalform ausspielen, um im Spitzenfeld zu landen. Und wächst Höllwarth doch einmal über sich hinaus? "Dann landet er wirklich ganz vorne." Andreas Widhölzl wiederum, der im Sommer seine Technik umstellte, werde immer siche- rer; ein Ausrutscher habe kommen müssen - er kam in Oberstdorf mit der verpassten Qualifikation.
Der Fahrplan zur WM
Vor allem mit Höllwarth, Morgenstern und Widhölzl wird weiter zu rechnen sein, auch Pointner rechnet wohl mit ihnen. "Einige", sagt er, "haben sehr gute Karten, wenn's um die WM-Qualifikation geht." Mit fünf, vielleicht auch sechs Springern will er im Februar nach Oberstdorf reisen - die Frage ist, wer sich ab sofort und bis dahin aufdrängen kann.
In Willingen setzt sich schon am Wochenende der Weltcup fort. Auf den Abstecher nach Japan indes, den der Kalender noch vor der WM vorsieht, wird der eine oder andere verzichten. Pointner: "Es gibt Springer, die eine solche Reise belastet, aber auch Springer, denen Japan taugt und die dort Selbstvertrauen tanken können." Die Tournee hat ein weiteres Jahr ohne deutschen Teenie-Star überstanden. Sven Hannawald (Burnout-Syndrom) und Martin Schmitt (Form-weg-Syndrom), die RTL jahrelang zu Spitzenquoten verhalfen, gehen diesbezüglich natürlich ab, beim Neujahrsspringen sahen 7,75 Millionen Deutsche zu, um eine Million weniger als im Vorjahr und um 3,75 Millionen weniger als 2003. Doch gehen die RTL-Verantwortlichen davon aus, dass sie und die deutschen Springer das Tief überwinden werden.