Hauptmann solle das anspruchslose Stück namens Happy End unter eigenem Namen aufführen lassen. Der vor Behagen und Selbstsicherheit strotzende Firmenleiter der Textmanufaktur "Brecht" fettete die Kolportage mit Songtexten auf.
Bei der Uraufführung am Schiffbauer Damm - ein halber Durchfall übrigens - sprach Helene Weigel, Brechts Hauptfrau und ihn umsorgende Clan-Mutter, in der Rolle der "Fliege in Grau", einer Syndikatsschurkin, den denkwürdigen Satz: "Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie, was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank!" Die veröffentlichte Meinung witterte prompt salonkommunistische Agitation und überschlug sich pflichtschuldig vor Empörung.
Der eigentliche Witz der Happy End-Episode besteht in der Umkehrung des zugrunde liegenden, in der Brecht-Forschung oftmals als anstößig gebrandmarkten Arbeitsverhältnisses. Dem Stoff ging nämlich eine Shortstory voraus, die Elisabeth Hauptmann unter dem Pseudonym Dorothy Lane veröffentlicht hatte: Bessie Soundso. Eine Geschichte von der Heilsarmee von 1928.
Hauptmann, die westfälische Lehrerin, die als selbstständige, ungebundene Frau Anfang der "Roaring Twenties" ihr Glück in der pulsierenden Metropole Berlin versuchte, um dort über den dürren Poeten Brecht zu stolpern, der sie ohne Zögern in sein sinnenfrohes Kunstkollektiv inkorporierte, war auf einem beigefügten Foto als Heilsarmeemädchen abgebildet.
Die "Erleuchtung", die das fromme, aber zielbewusste Mädchen Lilian in Happy End erfährt, ist eine Lutherische Spitzfindigkeit: Nur wer vernünftig lebt, lebt auch erleuchtet. War die Hauptmann ein Opfer Brechts? Jedenfalls war sie vernünftig.