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SP-Chef Alfred Gusenbauer fordert, den Opernball aus Pietätsgründen abzusagen

Foto: AP/ HANS PUNZ
SP-Chef Alfred Gusenbauer fordert im Gespräch mit dem STANDARD, den Opernball heuer aus Pietätsgründen abzusagen: "Auch am dritten Februar werden noch hunderte Österreicherinnen und Österreicher darum bangen, ob ihre Angehörigen die Flutkatastrophe überlebt haben oder nicht. Es wird auch am dritten Februar noch so sein, dass die Zahl der Toten insgesamt weiter angestiegen sein wird."

Gusenbauer: "Es werden die medizinischen Konsequenzen der Katastrophe sichtbar werden, und in einer solchen Situation ist es kein gutes Signal, wenn wir Österreicher beschwingt ein Zeichen der Leichtigkeit setzen. Österreich sollte hier ein Zeichen der Hilfe und Verantwortung setzen. Daher schlage ich vor, dass der Opernball heuer abgesagt wird und dass all diejenigen, die schon Karten oder Logen gekauft haben, darauf verzichten, die Eintrittsgelder zurückzubekommen und diese den Opfern der Flutkatastrophe gespendet werden."

"Nichts Verwerfliches"

Für Finanzminister Karl- Heinz Grasser, der wegen seines nicht abgebrochenen Urlaubs auf den Malediven und den darauf folgenden Rechtfertigungsversuchen in die Kritik der Oppositionsparteien geraten war, springt Nationalratspräsident Andreas Khol in die Bresche. Khol wies die Kritik als "kleinkariert" zurück. Zum Vorwurf von SPÖ- Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos, Grasser habe pietätlos gehandelt, meinte Khol nur: "Den kommentiere ich nicht." Der Nationalratspräsident ist der Ansicht, dass Grasser das Richtige habe machen wollen und nichts Verwerfliches getan habe.

Grasser hatte seinen Verbleib auf den Malediven damit gerechtfertigt, dass ihn dortige Minister gebeten hätten zu bleiben. Eine Recherche des Standard ergab jedoch, dass diese Darstellung so nicht stimmt. Vizefinanzminister Maizan Adam Manik widersprach der Darstellung Grassers. Er wisse nichts von einer Regierungsbitte an den Gast, bis zum Ende seines Urlaubs zu bleiben. Manik: "Das war ein privater Urlaubsaufenthalt. Ich weiß nicht, warum er nicht früher abgereist ist, wir haben sicher niemanden davon abgehalten."

Der SPÖ-Abgeordnete Walter Posch kündigte eine parlamentarische Anfrage an Grasser an. Darin will er auch wissen: "Wann werden Sie zurücktreten?"

Gedenkveranstaltung für nächste Woche geplant

Österreichs offizielle Gedenkveranstaltung für die Opfer der Flutkatastrophe soll Freitag in einer Woche stattfinden. Damit wird auch das Programm der Festsitzung aller National- und Bundesräte, die schon längere Zeit zum Auftakt des Jubiläumsjahres 2005 geplant war, verändert, gab Nationalratspräsident Khol am Freitag bekannt. "Das wird das offizielle staatliche Totengedenken nicht nur für die österreichischen Opfer und Vermissten, für deren Rückkehr wir beten, sein." Es werde "der gesamten Naturkatastrophe" im Indischen Ozean gedacht werden.

Spenden verdoppeln

Eine Verdoppelung der privaten Spenden im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in Asien hat am Freitag die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek, von der Regierung gefordert.

Der Wiener Weihbischof Ludwig Schwarz forderte die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für karitative Zwecke. Schwarz kritisierte, dass es für Privatpersonen nicht möglich ist, Spenden abzusetzen. Gerade die vielen kleinen Spender würden durch eine Spendenabsetzbarkeit die Anerkennung erfahren, die sie längst verdienten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.01.2005)