Genf/Brüssel - In der Kontroverse um angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten beim Jüdischen Weltkongress (WJC) will der WJC nun eine Buchprüfung für die letzten zehn Jahre in Auftrag geben. Dies geschieht nach Forderungen aus der Schweiz.

Verschiedentlich hatte der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) eine Überprüfung der Vorgänge auf den Schweizer WJC-Konten verlangt. Nun sollen nicht nur - wie vom SIG gefordert - die Vorgänge der vergangenen fünf Jahre, sondern jene der letzten zehn Jahre umfassend untersucht werden.

Er habe das Bestätigungsfax des WJC am Freitagnachmittag erhalten, sagte SIG-Präsident Alfred Donath auf Anfrage. Die Modalitäten sollten gemeinsam nach der WJC-Delegiertenversammlung Anfang kommender Woche erörtert werden, ergänzte er.

Laut der Sitzungsplanung ist vorgesehen, dass Stephen Herbits, Übergangsdirektor des WJC, am Montag vor den Delegierten in Brüssel seine Sicht der Dinge darlegen wird.

Der SIG hatte Mitte November in einem Brief an den WJC eine unabhängige Untersuchung der Vorgänge um das Genfer Konto und um das dortige WJC-Büro verlangt. Dessen Personal war im April unvermittelt entlassen worden.

Spitzenfunktionär soll 1,2 Millionen Dollar abgezweigt haben

Hintergrund der Vorgänge um das Genfer Büro war laut Medienberichten eine Transaktion des WJC von 1,2 Mio. Dollar auf ein Genfer Konto. Innerhalb des WJC wurde gemutmaßt, Spitzenfunktionär Israel Singer habe das Geld für private Zwecke abgezweigt.

Die WJC-Führung wies dies entschieden zurück, drei hausinterne Abklärungen hätten keine Unregelmäßigkeiten ergeben. Die 1,2 Mio. Dollar würden für den Aufbau der neuen Pensionskasse gebraucht, sagte Herbits. Auch sei das Genfer Büro des WJC nie geschlossen worden. Es werde derzeit von einer Sekretärin bedient, und der WJC suche einen neuen Leiter.

Am Sonntag findet zudem eine Sitzung des European Jewish Congress (EJC) statt. Dieser hatte Anfang November dem SIG wegen seinen Forderungen mit dem Ausschluss aus dem EJC-Präsidium gedroht. (APA/sda)