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Johann Grugger: "Das Rennen habe ich hauptsächlich im Mittelteil gewonnen, denn ich hatte einen sensationell guten Ski"

Foto: APA/Hoslet

Chamonix – Johann Grugger hat zehn Tage nach der WM-Generalprobe in Bormio auch die Weltcup-Abfahrt in Chamonix gewonnen und sich damit wohl schon seinen Fixplatz im ÖSV-WM-Team gesichert. Der 23-jährige Salzburger siegte am Samstag auf der pickelharten, 3.343 Meter langen Kandahar-Strecke knapp vor dem unverwüstlichen Italiener Kristian Ghedina (+0,11 Sek.) sowie seinem engeren Landsmann Michael Walchhofer (+0,14) und dem Tiroler Mario Scheiber (+0,31).

"Brutale" Angelegenheit

"Das war ein Traumlauf", frohlockte Grugger. "Das Rennen habe ich hauptsächlich im Mittelteil gewonnen, denn ich hatte einen sensationell guten Ski – großer Dank an meine Serviceleute!" Beim wilden Ritt über die laut Scheiber "brutal schnelle Piste mit brutal weiten Sprüngen" (Siegerschnitt 102,92 km/h!) unterliefen dem mit Nummer 21 gestarteten Bad Hofgasteiner aber auch kaum Fehler. Bereits nach dem Abschwingen wusste er, dass seine Zeit für einen Spitzenplatz reichen würde. "Im Ziel war ich dann aber viel nervöser als am Start", betonte Grugger.

"Bin nicht der neue Superstar"

Vor allem bei den Fahrten von Walchhofer und Weltcup-Spitzenreiter Bode Miller aus den USA, der nach Zwischenbestzeit im Mittelteil viel Zeit verlor und am Ende ex aequo mit ÖSV-Superstar Hermann Maier (+0,51) auf Platz acht landete, zitterte der gelernte Koch und Kellner und passionierte Hobby-Golfer um seinen Sieg. "Nach Bormio hier auch noch zu gewinnen, das ist alles wie ein Traum, ein wunderschönes Gefühl. Ich muss das alles erst einmal richtig realisieren", meinte Grugger, der aber weiterhin bescheiden blieb. "Ich genieße den Rummel um meine Person und habe jetzt auch viel Selbstvertrauen, aber ich bin nicht der neue Superstar, denn zwei Siege sind noch keine Serie."

Neben Grugger demonstrierte auch Weltmeister Walchhofer erneut seine Hochform in den Speed-Disziplinen, obwohl er diesmal gar nicht mit letztem Einsatz gefahren war. "Ich habe bei der schlechten Sicht nicht alles riskiert, denn ich habe Familie zu Hause", erklärte der 1,92 m große Altenmarkter, der trotz des erneut knapp verpassten Sieges in der Königsdisziplin sehr zufrieden war. "Das ist eine Traumsaison für mich: Fünf Stockerlplätze in der Abfahrt und die Führung im Spezialweltcup! Und der Sieg wird auch noch kommen." Hätte im unteren Teil nicht ein Stein seinen Skibelag beschädigt, wäre er schon in Chamonix ganz oben gestanden.

"Die totale Explosion" von Scheiber

Auch Scheiber war restlos zufrieden mit seinem "Superlauf". "Das war endlich die totale Explosion in der Abfahrt", betonte der 21-Jährige nach dem mit Abstand besten Abfahrtsresultat seiner Karriere (bisher Platz 25 in Val d'Isere 2004). Mit Christoph Gruber (+0,49/"Ich bin überglücklich, dieses Ergebnis war wichtig fürs Selbstvertrauen") als Sechstem landete noch ein vierter ÖSV-Läufer im Spitzenfeld.

Der bereits 35-jährige Ghedina, der bis zu seinen Olympischen Heimspielen im kommenden Jahr in Turin weiterfahren will, verpasste in seiner 152. Weltcup-Abfahrt (Weltrekord) knapp den Rekord von Stephan Eberharter. Der Tiroler gewann ja heuer in Kvitfjell sein 29. und letztes Weltcup-Rennen und avancierte mit 34 Jahren, elf Monaten und elf Tagen zum bisher ältesten Sieger im Weltcup.

33. Stockerlplatz für Ghedina

Für Ghedina, der bisher 13 Weltcup-Rennen (zwölf Abfahrten und einen Super G) gewonnen hat, war es der bereits 33. Stockerlplatz seiner langen Karriere. Sein letzter Triumph liegt aber schon mehr als drei Jahre zurück: Am 14. Dezember 2001 hatte er die Abfahrt in Gröden gewonnen. Danach war er bis Samstag nur noch ein Mal – am 2. März 2002 als Abfahrtsdritter in Kvitfjell – auf dem Podest gestanden.

Vor allem Maier freute das Abschneiden von Ghedina. "Jetzt weiß ich, dass ich noch ein paar Jahre im Weltcup vor mir habe", lautete der Kommentar des 32-jährigen "Herminators", der mit Platz acht "nicht unzufrieden" war. "Denn wenn man im leichten schnellen Teil zwei Fehler macht, ist man selber schuld. Da habe ich's heute liegen gelassen. Aber wichtig ist, dass rechtzeitig vor Wengen und Kitzbühel wieder das Gefühl bei mir da ist, dass wieder voll durchziehen kann. Ich weiß jetzt, dass ich auch in der Abfahrt wieder ganz vorne landen kann."

Schwere Stürze

Wie an den Trainingstagen gab es auch im Rennen auf Grund der teilweise viel zu weiten Sprünge zwei schwere Stürze: Doch sowohl der Franzose Sebastien Fournier-Bidoz als auch der Tiroler Norbert Holzknecht kamen laut ersten Diagnosen bei ihren wild aussehenden Crashes mit Gehirnerschütterungen glimpflich davon. Olympiasieger Fritz Strobl aus Kärnten überstand seinen "Innenski-Ausrutscher" bei einem Tempo von weit über 100 km/h unverletzt. (APA/red)