Nairobi/Khartoum - Nach 21 Jahren Bürgerkrieg im Südsudan haben Regierung und Rebellen am Sonntag Frieden geschlossen. Der sudanesische Vizepräsident Ali Osman Taha und Rebellenchef John Garang unterzeichneten ein Abkommen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, mit dem der am längsten dauernde Bürgerkrieg auf dem afrikanischen Kontinent beendet werden soll. Bei der feierlichen Zeremonie im Nyayo-Stadion waren mehr als 20 afrikanische Staats- und Regierungschefs anwesend. Auch US-Außenminister Colin Powell war zugegen.

"Ich gratuliere der sudanesischen Regierung, der SPLA (Sudan People's Liberation Army) und allen Sudanesen, die den Frieden gewählt haben", sagte der Chefunterhändler und kenianische Exgeneral Lazaro Sumbeiywo. Er würdigte die "mutige Entscheidung" Tahas und Garangs, warnte jedoch zugleich, das Abkommen müsse sorgfältig überwacht werden, um erfolgreich zu sein. Es sei wie ein Kind, das "mit Liebe und Sorgfalt gefüttert" werden müsse.

Hoffnung für Darfour

Kenias Präsident Mwai Kibaki sprach von einer "neuen und fröhlicheren Zukunft für die Menschen im Sudan". Er hoffe nun auch auf Frieden in der Krisenregion Darfour. Powell betonte, das Land erwarte einen "andauernden Frieden". Er forderte Regierung und Rebellen ebenso auf, sich als "neue Friedenspartner" ab sofort auch für ein Ende der Gewalt in Darfour einzusetzen. UN-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich vor der Unterzeichnung "begeistert" über den Friedensschluss. Kibaki, sein ugandischer Kollege Yoweri Museveni sowie Powell zeichneten den Friedensvertrag als Zeugen gegen.

Rund 5000 Menschen jubelten, sangen und tanzten im Nyayo-Stadion und hofften auf einen Neuanfang für das kriegsgebeutelte Land. Der 29-jährige Mai Arok sagte: "Ich wurde im Krieg geboren und danke Gott, dass er mich die Rückkehr des Friedens in den Sudan erleben lässt."

Das Friedensabkommen folgte zähen Verhandlungen, die 2002 begonnen hatten. Im Krieg zwischen den Rebellen im christlich-animistischen Südsudan und den Soldaten der muslimischen Regierung in Khartoum kamen mehr als 1,5 Millionen Menschen ums Leben, mehr als vier Millionen wurden obdachlos.

Kern des Vertrags ist die Einigung auf eine sechsjährige Selbstbestimmung nach sechsmonatiger Vorbereitungszeit. Danach soll per Referendum entschieden werden, ob der Süden Teil des Sudan bleibt oder unabhängig wird. Regionale und internationale Beobachter sowie ausländische Truppen sollen das Friedensabkommen überwachen.

Der Friedensvertrag betrifft nicht Darfour, wo seit dem Frühjahr 2003 ebenfalls Bürgerkrieg herrscht. Dort kämpfen zwei Rebellengruppen gegen die von der Regierung in Khartoum unterstützten arabischen Janjaweed-Milizen. Laut UN wurden dabei 70.000 Menschen getötet und 1,5 Millionen in die Flucht getrieben. (AFP, red/DER STANDARD, Printausgabe, 10.1.2005)