Bild nicht mehr verfügbar.

Was bringt 2005 für Bush und Putin?

Foto: AP/MONSIVAIS
Die Liste der zehn Überraschungen des Jahres sorgt in der Finanzgemeinde seit Langem für alljährlichen Gesprächsstoff. Byron R. Wien hat die in Aussicht gestellten Überraschungen zwar nicht immer geliefert, Anfang 2000 aber prognostizierte er etwa das Waterloo der Internetaktien, er sah auch das Öl über 30 Dollar je Fass.
  • Rohöl bekommt den Preis für den volatilsten Rohstoff 2005. Nachdem der Fasspreis auf 30 Dollar gesunken ist, steigt er wegen Ungleichgewichten in Versorgung und Nachfrage auf 60 Dollar. Die strategischen Ölreserven bleiben stabil, trotzdem passiert die Bohrgenehmigung in Alaskas Nationalpark den Kongress.

  • Die Regierung Bush betont weiter, sie unterstütze einen starken Dollar. Es kommt zu massivem Einbruch, der Euro geht auf 1,50, der Yen auf 85. Europa und Japan urgieren eine Trendumkehr. Trotz der schwachen Währung geht das US-Handelsbilanzdefizit weiter auf.

  • Die Yields der zehnjährigen US-Staatsanleihen steigen auf sechs Prozent. Auch aus anderen Gründen reduzieren Japan und China ihre massiven Käufe von US-Staatsanleihen. Obwohl die Inflation moderat bleibt und sich die Wirtschaft nicht überhitzt, hebt die US-Notenbank bis 4,25 Prozent Leitzinsen zum Jahresende an. Notenbankchef Alan Greenspan gibt zu, dass die Zinsen zu lange zu niedrig gewesen seien.

  • Nach zwei Jahren mit Gewinnen macht der US-Aktienmarkt gar nichts. Wegen höherer Zinsen, exzessivem Optimismus der Investoren, anhaltender internationaler Spannungen und einer sich abschwächenden Währung endet der marktbreite S&P-500-Index flach, trotz ziemlich starker Wirtschaft und verbesserter Gewinne.

  • China weigert sich, sein Währungssystem zu ändern, und bleibt bei der Dollar-Bindung. Das Wachstum bleibt bei rund neun Prozent, Infrastruktur und Industrialisierung schreiten weiter "westwärts". Rohstoffpreise steigen anhaltend, und Chemie-Titel wie Lyondell oder Dow Chemical sehen eine sehr gute Performance.

  • Japan fällt zurück in die Rezession, weil der Yen immer stärker wird und die Exporte nach China das nicht aufwiegen können. Investoren bezweifeln, dass Japan als Hochkosten-Land in einem Niedrigkosten-Umfeld bestehen kann. Der Nikkei-225 kommt auf 10.000 zurück.

  • Wladimir Putins Machtpolitik wird der Bevölkerung zu viel. Enthüllungen weit verbreiteter Korruption führen zu einer zweiten russischen Revolution, und Putin tritt ab. Die Wirtschaft bricht ein, der Rubel verfällt, und der russische Aktienmarkt verliert 25 Prozent.

  • Öltitel, Gaserzeuger und Raffinerien schlagen sich gut im US-Markt, Ölservice-Titel und andere Energie-Infrastruktur-Aktien ragen heraus. Weatherford und Halliburton sind die Marktführer. Kohle setzt seinen Aufstieg fort, Peabody und Consol Energy haben deutliches Aufwärtspotenzial.

  • Die Preise für Mais, Sojabohnen und Weizen steigen dramatisch, weil der Sommer entweder zu heiß oder zu kalt wird und der weltweite Bedarf steigt. Archer Daniels Midland und Bunge sind die großen Gewinner.

  • Die Regierung Bush geht mit der Regulierung der Binnenwirtschaft zu weit. Demokraten und Republikaner lehnen Privatisierungen im Sozialwesen ab. Der Kongress straft die Skeptiker Lügen und begrenzt die Schadenersatzklagen, Sorgen um eine Ärzte-knappheit bewegt Demokraten zur Unterstützung. (Karin Bauer, Der Standard, Printausgabe, 10.01.2005)