"... anlässlich des 50. Geburtstags von allem, was besser bleiben soll": maschek bringen im Auftrag von höchster Stelle die Fernsehgeschichte in Ordnung."

Foto: maschek/Rita Newman
Wien - Wer viel fernsieht, muss viel leiden. Wird der Leidensdruck zu groß, das wussten weitsichtige Menschen schon immer, dann entsteht im günstigsten Falle das Bedürfnis einzugreifen. Beispielsweise indem man die täglich ins Haus gelieferten Bilder vom dazugehörigen Ton befreit und in neue Bedeutungszusammenhänge überführt.

maschek - das sind Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel - haben sich in diesem Sinne, nach Sendungen in Radio Orange oder Beiträgen für den ehemaligen Fernsehsender TIV, längst über die Landesgrenzen hinaus als "Medienspezialisten" verdient gemacht. Auf der Bühne des Theaters im Rabenhof haben sie nunmehr eine temporäre Außenstelle eingerichtet. Seit Winter 2002 veranstalteten sie ebendort in loser Folge ihre maschek.redt.drüber-Programme. Das heißt, sie praktizierten vom Sofa aus das "TV-Karaoke", mit dem das Trio gemeinhin assoziiert wird:

Live-Nachsynchronisationen von Fernsehaufnahmen, bei denen es nie um bloßes Stimmenimitieren ging - die Königsdisziplin lustiger Radiomoderatoren -, sondern um gewitzte Täuschungsmanöver, um perfide Umwertungen oder um das Hörbarmachen eines unerhörten Raunens. Was man getrost als Form satirischer Medienkritik und politischer Intervention bezeichnen kann - wenn etwa in dieser Weise aus einer Sportpreisgala die feierliche Verleihung von Staatsbürgerschaften an Neoösterreicherinnen und -österreicher wurde, oder man ganz allgemein dem sattsam bekannten Personal der TV-Republik Erstaunliches in den Mund legte.

Auf Basis dieser bunten Abende und auf Anregung des Rabenhofs haben maschek seit vergangenem Sommer ein neues Programm erarbeitet, das unter dem Titel The Great Television Swindle morgen, Dienstag, seiner Uraufführung harrt. Und sie haben dafür einige entscheidende Modifikationen vorgenommen:

Runter vom Sofa

Erstmals wacht nun ein "Dompteur" - Regisseur Ed Hauswirth vom Grazer Theater im Bahnhof - über die drei und ihren Fernseh-Ennui. Nicht zuletzt deshalb, weil die mascheks sich vom Sofa als Bühnenrequisit verabschiedet haben, sich nicht mehr länger "hinter den Bildern verstecken" wollen, sondern gewissermaßen auch als Darsteller ihrer selbst beziehungsweise ihrer Kunstfiguren fungieren, eine eigene Stimme haben.

The Great Television Swindle gibt dafür einen Handlungsrahmen vor. Das 50-Jahr-Jubiläum des heimischen Rundfunks ist ein weiterer Bezugspunkt für einen, allerdings gänzlich ohne ein Schielen auf Retro-Mehrwert gestalteten Exkurs ins "elektronische Gedächtnis" der Zweiten Republik und für "Impro-Theater" à la maschek.

Das Nachsynchronisieren ist ins Programm integriert. Längst sind daraus pointierte akustische Gefüge entstanden, bei denen sich etwa aus bestechender Lautmalerei langsam Worte, Sätze schälen, bevor Stimmen zu sich finden und uns ihre Frohbotschaft verkünden. Aber die TV-Piraten verwenden jetzt auch selbst gedrehtes Material als Grundlage. Auf zwei Leinwände werden dazu Livezuspielungen, (bearbeitete) Internetpages oder Powerpoint-Präsentationen projiziert.

"Haus- und Hofkomponistin" Gustav sorgt für musikalische Glanzlichter. Und dazwischen gehen die mascheks mit einem Auftrag von höchster Stelle ihrer Aufgabe nach: färben (TV-)Geschichte um, gestalten neu. Mit ganz erstaunlichen Konsequenzen. (Isabella Reicher/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 1. 2005)