Wien - Der Linzer Maler Fritz Aigner ist gestern, Sonntag, im Alter von 74 Jahren gestorben. Aigner war im oberösterreichischen Kunstbetrieb eine singuläre Erscheinung, die sich jeder Zuordnung zu temporären Kunstmoden widersetzte. Die Bedeutung seines Werks, das Affinitäten zum klassischen Surrealismus wie auch zu einem Magischen Realismus kennzeichnet, reicht über Aigners Bekanntheit wesentlich hinaus. Seine Verweigerung jeglicher Vereinnahmung und die Sperrigkeit seiner Persönlichkeit standen einer breiteren Publizität zu Lebzeiten allerdings im Weg.

Fritz Aigner wurde am 13. Juli 1930 in Linz geboren. Mit elf Jahren kam er vom Realgymnasium in ein NS-Schülerheim, das im Barockstift Kremsmünster untergebracht war. Nach dem Krieg hielt er als Jugendlicher einige Jahre seine Familie über Wasser, indem er amerikanische Besatzungssoldaten zeichnete und dafür Lebensmittel kassierte. Mit 17 wurde er an die Akademie der bildenden Künste in Wien in die Klasse von Sergius Pauser aufgenommen, für seine Abschluss-Arbeit erhielt er 1952 den Staatspreis der Akademie.

Aigners Themen waren vielfältig. Sein opulentes, visionäres Werk verarbeiteten Bruchstücke seiner Biografie, seine oft surrealistisch-metaphysisch verschlüsselte Bildwelt bewegt sich im Spannungsfeld von Eros und Religion. Immer wieder taucht Rembrandt als Motiv auf, dem er sich als eine Art Alter Ego verwandt fühlte. Aigners technische Meisterschaft erstreckte sich von der Ölmalerei in altmeisterlicher Mischtechnik über lavierte Tuschpinselzeichnungen, Holz- und Linolschnitt bis zur Aquatinta- und Farbaquatinta-Radierung. Eine Sonderstellung nimmt seine Hinterglasmalerei ein. Hier hat er einer traditionellen malerischen Technik eine neue Dimension hinzugewonnen. Das gilt nicht nur für die Formate zwischen einem und drei Quadratmetern Bildfläche, sondern vor allem für die Umsetzung einer altmeisterlichen Öllasur-Mischtechnik, die in dieser Ausprägung in der gesamten Kunstgeschichte im Bereich der Hinterglasmalerei beispiellos ist.

Künstlervereinigungen wie der Secession, deren Mitglied er war, oder der Künstlervereinigung Maerz kehrte Aigner stets bald den Rücken. So machte erst 1980 ein ZDF-Fernsehporträt mit dem Titel "Fritz Aigner - Rembrandt in Linz" - der Untertitel wurde in seiner Heimatstadt zum geflügelten Wort - den Einzelgänger über Österreichs Grenzen hinaus bekannt. 1989 erschien in der Edition Cuturi eine Monographie über ihn. 1995 präsentierte die Linzer Landesgalerie eine umfangreiche Werkschau Aigners und seiner frühen Weggefährten Josef Fischnaller und Erich Ruprechter. Und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, der als Jugendlicher täglich Stunden in Aigners Atelier verbracht hat, bezeichnet Aigner noch heute als seinen "Lehrer".

Die Arbeiten Aigners, der längere Zeit u.a. in London, Spanien und Irland lebte, sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Der Künstler war zwei Mal (in erster Ehe mit der Künstlerin Auguste Kronheim) verheiratet und hinterlässt fünf Söhne und eine Tochter. Mit den drei Söhnen Matthias Claudius, Lukas Johannes und Paul Florian aus seiner zweiten Ehe mit seiner Frau Helga unterhielt Aigner einen gemeinsamen Schauraum in Linz. Eine Ausstellung der "Künstler-Dynastie Aigner" ist ab heute, Montag, bis 15. Jänner im Linzer Casineum zu sehen. (APA)