Wien - Der Generaldirektor der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO/IAEA), Mohammed ElBaradei, ist zuversichtlich, in der iranische Militäranlage Parchin 30 Kilometer südlich von Teheran, nukleare Aktivitäten nachweisen zu können, falls dort welche stattgefunden haben. Im Ö1-Mittagsjournal sagte der aus Ägypten stammende Diplomat am Montag: "Wir habe so gute Spezialgeräte, die die Umwelt abtasten können, ob nukleares Material eingesetzt worden ist - auch vor längerer Zeit." Die USA verdächtigen den Iran, in Parchin an Kernwaffen zu arbeiten und womöglich hochexplosive Sprengköpfe mit einem Uran-Kern zu testen.

Nachdem der Iran in der vergangenen Woche einer Inspektion der Anlage durch die IAEO zugestimmt hatte, und ElBaradei Visiten "in den nächsten Tagen oder Wochen" in Aussicht gestellt hatte, hieß es am Sonntag aus Teheran, man habe lediglich "Umweltproben von Grünflächen" gestattet. Für den Fall, dass der Iran nukleare Aktivitäten in Parchin verschleiere, kündigte der IAEO-Chef im ORF-Radio nun eine genaue Untersuchungen an.

ElBaradei warnte davor im Atom-Streit mit dem Iran voreilige Schlüsse zu ziehen. Dass der Iran Uran anreichere, bedeute nicht, dass er an einem Nuklearwaffenprogramm arbeite. Zum Vorwurf aus dem USA, wonach er zu "weich" gegenüber Teheran sei, wies der Diplomat auf den Irak vor der Invasion der von den Vereinigten Staaten geführten Koalitionstruppen im Jahr 2003 hin. Damals sei er mit seiner Ansicht, dass das Regime von Ex-Diktator Saddam Hussein keine Atomwaffen besitze, richtig gelegen; Washington, das die Existenz irakischer Atomwaffen als Kriegsgrund anführte, sei falsch gelegen. Im Falle des Iran könne das genauso sein, oder aber auch genau umgekehrt.

Nordkorea bezeichnete ElBaradei im Mittagsjournal als "Gefahr Nummer Eins", was die atomare Sicherheit sowie die Weiterverbreitung von nuklearem Material betreffe. Seit zwölf Jahren habe es in dem stalinistisch regierten Land keine Atom-Inspektionen gegeben. Genauso lange verstoße Nordkorea gegen den Atomwaffensperrvertrag.

Der IAEO-Generaldirektor warnte zudem vor einer Weitererbreitung von Nuklearmaterial durch extremistische Gruppen. Vor allem in Staaten der ehemaligen Sowjetunion gebe es "noch genug" davon, "das besser geschützt werden könnte". ElBaradei mahnte, mehr finanzielle Mittel zum Schutz vor der Weiterverbreitung nuklearen Materials aufzuwenden. (APA)