Es war keine besondere prognostische Fähigkeit notwendig, um vorherzusehen, was jetzt eingetreten ist: Chaos, heillose Verwirrung und extreme Verärgerung bei Patienten und Ärzten.

Die so genannte Reform der Chefarztpflicht, bei der die verschreibenden Ärzte die Genehmigung für besonders teure Medikamente vom Kassenchefarzt per Fax einholen müssen, hat sich nach nur fünf Arbeitstagen seit In-Kraft-Treten der Regelung zu Jahresbeginn als Desasterproduktion ersten Ranges erwiesen.

Der Slogan "Das Rezept rennt, nicht der Patient" wurde ad absurdum geführt: Alles steht. Die Patienten warten. Die Rezepte lassen auf sich warten. Oft stunden-, manchmal tagelang. Dazwischen entnervte Mediziner, die in übervollen Ordinationen als Puffer zwischen der politischen Vorgabe und den Kranken überstrapaziert werden.

Das ist der Paradefall für ein Totalversagen der Gesundheitspolitik. Denn die Verantwortung für die an sich schon anachronistische Faxlösung zur Chefarztpflicht neu liegt bei Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat. Sie wollte - entgegen den Warnungen des Hauptverbandes - die von vielen Patienten als lästige Schikane empfundene, aus Sozialversicherungssicht aber durchaus sinnvolle kassenärztliche Kontrolle der Verschreibepraxis möglichst schnell anders, patientenschonend organisieren. Egal wie. Und wenn’s Millionen Faxe sind ...

Dieses Papiermonstermodell ist, wie erwartet, voll gescheitert. Immerhin, ein Notfallrezept gäbe es ganz ohne Chefarztbewilligung. Es ist aber gesundheitsministerpflichtig: Bis zur Einführung der elektronischen Chipkarte, die Ende dieses Jahres flächendeckend verfügbar sein wird, sollte wieder die alte Chefarztregelung eingeführt werden: Spart viel Geld, Bürokratie und Nerven - allen Beteiligten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.1.2005)