Wenn Kanzler Wolfgang Schüssel wieder einmal betreten schweigt und selbst ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka keine Worte mehr findet, um Grasser zu verteidigen - Khol tut es. Ob Homepageaffäre, Eurofighter-Anschaffung, nicht gemeldeter Aktienbesitz, verletzte EU-Informationspflicht oder maledivische Flugaffäre, stets springt der Nationalratspräsident seinem Lieblingsminister energisch zur Seite.
Andreas Khol verletzt damit seine Pflichten als Nationalratspräsident. Er handelt nicht überparteiisch, wie man das von bisherigen Präsidenten gewohnt war und auch erwarten durfte. Er agiert ausgesprochen parteipolitisch. Und er tut sich selbst keinen Gefallen: In seinem Amt als Nationalratspräsident verliert Khol damit an Glaubwürdigkeit.
Auch seinem Vorgänger Heinz Fischer wurde von ÖVP und FPÖ unterstellt, als Nationalratspräsident nicht immer unparteiisch agiert zu haben. Die Vergehen, die Fischer begangen haben mag, ein Ordnungsruf zu viel oder einer zu wenig, sind aber Lappalien im Vergleich zu der Art, mit der Khol sich für ein in die Kritik geratenes Mitglied der Regierung ins Zeug wirft.