Wien – Finanzminister Karl-Heinz Grasser muss sich nach Bekanntwerden seines günstigen Urlaubsfluges auf die Malediven und retour einiges von der Opposition anhören.

Die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, Madeleine Petrovic, fordert die AUA auf, "alle außerordentlichen Vergünstigungen für Privatreisen von PolitikerInnen" offen zu legen. Für Petrovic stellt sich auch die Frage, warum Grasser nicht am 29. Dezember nach Wien zurückgeflogen sei: "Hat tatsächlich eine Intervention des Finanzministers dazu geführt, dass von der AUA an diesem Tag ein Krankenbett aus einem Hilfsflugzeug ausgebaut wurde, um Platz für den Bundesminister zu schaffen?"

Grasser zog es bekanntlich vor, seinen Weihnachtsurlaub bis zum dritten Jänner zu verlängern. Der grüne Abgeordnete Peter Pilz bereitet eine parlamentarische Anfrage an Grasser unter dem Stichwort "Newest Economy" vor. Unter anderem will Pilz vom Finanzminister wissen: "Ist für Sie die Businessclass die New- Economy-Class?" Darüber hinaus fragt Pilz, warum der Finanzminister als Eigentümervertreter der AUA das "Geschenk" seines Betriebes angenommen habe.

Die FPÖ hat eher inhaltliche Forderungen an den Minister. Parteivize Hubert Gorbach pocht auf eine steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für die Opfer und fordert Grasser auf, entsprechende auch international kompatible Modelle vorzulegen. Parteichefin Ursula Haubner antwortete auf eine Frage, wie sie persönlich zur Grassers Fluggewohnheit stehe, knapp: "Ich fliege wenig, und ich sitze dort, wo ich bezahlt habe."

Grasser hat "ruhiges Gewissen"
Grasser selbst meinte in der ZIB 2, er habe "ein ganz ruhiges Gewissen" und nehme zur Kenntnis, dass die Medien "auch an den Privatreisen des Karl-Heinz Grasser" stark interessiert seien. Und: Es wäre spannend, wenn man sich einmal damit auseinander setzen würde, welche sonstigen Politiker in den Genuss solcher Flugvergünstigungen gekommen sind. (kob, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.1.2005)

AUA: Grasser vor allem auch guter Kunde

In der Zwischenzeit hat auch die Austrian Airlines Group (AUA) noch einmal Stellung zum "Upgrade" genommen. Grasser sei, wie bekannt, als Privatperson gereist. Die AUA sehe ihn "dennoch als Spitzenrepräsentanten des anteilsmäßig größten Eigentümers, aber vor allem auch als guten Kunden". Demnach habe man sich entschlossen, das "Upgrading" in die Business Class durchzuführen, hält die AUA "abschließend" fest.

Strache hält Grasser für moralische Belastung für Regierung

Der Wiener FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache hat Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) am Dienstag wegen seines Gratis-"Upgrade" bei seinem Malediven-Urlaub attackiert. Spätestens mit der "Billigflug-Affaire" werde Grasser zu einer echten Belastung für die Bundesregierung und habe den letzten Rest an moralischer Autorität für die Ausübung eines Ministeramtes verspielt, so Strache in einer Aussendung.

"Wie soll eine Steuermoral in einem Land herrschen, wenn sich der Finanzminister als Eigentümervertreter der AUA kostenlos auf Business-Class 'upgraden' lässt, um mit seiner Freundin einen Malediven-Urlaub zu verbringen?" fragte Strache: "Der Finanzminister lässt sich unter Ausnutzung seiner öffentlichen Funktion von einem staatsnahen Unternehmen so viel schenken, wie beispielsweise der Urlaub einer österreichischen Durchschnittsfamilie in Lignano kostet. Es stellt sich somit die Frage, inwieweit dies auf Basis der geltenden Gesetzeslage erfolgt ist."

Nur eine untadelige Person könne in dieser Funktion auch Vorbildwirkung haben. Auf die ramponierte Marke "KHG" treffe dies mit Sicherheit nicht mehr zu. "Vor diesem Hintergrund wäre er bestens beraten, sich in der Privatwirtschaft um einen Job umzuschauen. Die Steuerzahler sollen jedenfalls nicht länger für den Privilegien-Spleen Grassers herhalten müssen", so Strache. (APA)