Wien – Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die im so genannten Pariser Club versammelten Industriestaaten – darunter auch Österreich – am Mittwoch ein zumindest zweijähriges Schuldenmoratorium für die von der Flutkatastrophe in Südasien betroffenen Länder beschließen. Entgegen der Forderung diverser Organisationen von Attac bis zur Bischofskonferenz, einen Schuldenerlass zu gewähren, dürfte es bei der Stundung der Verbindlichkeiten bleiben.

Schuldenmoratorium

Kontrollbankchef Rudolf Scholten sagte zum STANDARD: "Derzeit ist es wahrscheinlich, dass es zu dem Schuldenmoratorium kommt. Dadurch werden die Zeitpläne dieser Länder entlastet, aber nicht unbedingt deren Finanzierungspläne. Das hängt im Wesentlichen von der weiteren Zinsentwicklung ab."

Mit am stärksten von der Flut betroffen und gleichzeitig das am höchsten verschuldete Land der Region ist Indonesien. Das Land hat laut Kontrollbank weltweite Verbindlichkeiten von rund 140 Mrd. Dollar (107 Mrd. Euro). Indonesiens Schulden in Österreich (exportgarantierte Beträge, Anm.) liegen in der Größenordnung von 1,5 Mrd. Euro. Nach Indonesien rangiert Indien mit rund 118 Mrd. Dollar Auslandsschulden an zweiter Stelle der betroffenen Länder. Indien hat in Österreich Schulden von rund 180 Mio. Euro, Sri Lanka rund 63 Mio. Euro.

Ein Schuldenmoratorium mache aber vor allem für Indonesien und Sri Lanka Sinn, sagen Insider. Zum Vergleich: Bei Indien machen die Auslandsschulden rund 18 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus, bei Indonesien rund 55 Prozent vom BIP.

Offenbar in Erwartung des Schuldenmoratoriums hat Indonesien in der Zwischenzeit angekündigt, von sich aus bis Ende 2006 die Tilgung von Auslandsschulden einzustellen. In den letzten Jahren kam Indonesien allen internationalen Zahlungsverpflichtungen pünktlich nach.

Deutschland ließ am Montag durchblicken, dass es für Indonesien möglicherweise auch einen Schuldenerlass, über das Moratorium hinaus geben könnte. Gleiches fordern diverse Hilfsorganisationen und Entwicklungsfinanzierer auch für Sri Lanka. (Michael Bachner/DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2005)