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Mit Gratiszigaretten für die Gäste protestierten in Italien Wirte und Wirtinnen gegen das neue Rauchverbot

Foto: epa
In Italien hat das neue Rauchverbot in Gaststätten die Fronten zwischen Rauchern und Nikotingegnern verhärtet. Nun fordern Konsumentenschützer auch ein Rauchverbot am Steuer.

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Nach dem Inkrafttreten eines strengen Anti-Raucher-Gesetzes am Montag fordern italienische Konsumentenschutzverbände auch ein Rauchverbot im Auto. "Das Einatmen des Zigarettenrauches ist für Nichtraucher und vor allem für Kinder schädlich. Zudem geht aus Statistiken hervor, dass 15 Prozent der Autounfälle Zerstreuungen zuzuschreiben sind, die direkt oder indirekt mit dem Rauchen zusammenhängen", argumentiert der Sprecher des Konsumentenschutzverbands Codacons, Carlo Renzi.

Protest der Wirte

Wie berichtet, darf nach dem neuen Gesetz in italienischen Gaststätten nur noch in separaten Räumen geraucht werden, über die jedoch nur die wenigsten Lokale verfügen. Wirte versuchten bis zuletzt, das Gesetz zu Fall zu bringen, selbst Mitglieder der Regierung kritisierten die Maßnahmen. Das Verbot gilt auch am Arbeitsplatz, auf Bahnhöfen und Flugplätzen.

Am ersten Tag des neuen Rauchverbots zeigte sich die Polizei nachsichtig. 200 Lokale wurden in Mailand kontrolliert, 25 Strafen wurden verhängt, weil Bars nicht die vorgeschriebenen Schilder ausgehängt hatten.

Anti-Raucher-Verbände organisierten Kontrolltouren und zeigten Lokale an, in denen trotz des Verbots geraucht wurde. Am Dienstagvormittag waren in Rom frierende Raucher auf den Straßen vor ihren Büros und Cafés zu sehen. Laut Experten bleiben Raucher sechs Tage länger pro Jahr ihrem Arbeitsplatz fern als Nichtraucher.

In Mailand entstand eine Raucherorganisation, die mit einer Referendumskampagne die Abschaffung des strengen Verbots erreichen will. Dem Verband schlossen sich einige Prominente, darunter Verteidigungsminister Antonio Martino, an. Zahlreiche Restaurantbesitzer kündigten an, das Verbot ignorieren zu wollen. Bei Verstößen drohen den Inhabern allerdings Strafen bis zu 2000 Euro, Gäste müssen bis zu 250 Euro zahlen.

Ersatzmittel

Eine der deutlichsten Auswirkungen des Rauchverbots ist der plötzlich gestiegene Absatz von Nikotin-Ersatzmittel. Rauchpflaster, Nikotinkaugummis und Süßigkeiten sind seit Montag so hoch im Kurs wie noch nie. Pharmakonzerne wie Glaxo Smith Kline und Pfizer planen Werbeinvestitionen in der Größenordnung von sechs Millionen Euro, um ihre Nikotin-Ersatzmittel an den Mann zu bringen. In den italienischen Geschäften mangelt es bereits an Lakritze, der Konsum von Pfefferminzbonbons sei auf ein Rekordhoch gestiegen ist, berichteten Medien am Dienstag.

Quasi eine "Nebenfront" im Kampf ums Rauchen in Lokalen haben Italiens Illusionisten eröffnet: Bei der Verabschiedung des Anti-Raucher-Gesetzes seien Ausnahmen für Bühnenkünstler vergessen worden, klagte der Vorsitzende der Zauberer-Vereinigung, Tony Binarelli. Für bestimmte Kunststücke könnten die Magier auf Glimmstängel aber nicht verzichten. (AFP, red/DER STANDARD; Printausgabe, 12.1.2005)