Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP /Filip Horvat
Zagreb - In einem Vereinten Europa sollen nationale Minderheiten "eine Brücke der Zusammenarbeit" sein. Diese Ansicht äußerte Kroatiens Präsident Stjepan Mesic im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen gegenüber der APA. Kroatien würde er am liebsten bis 2008 in der EU sehen. Dort sollte aber auch für andere Länder Südosteuropas Platz sein. "Es liegt in unserem Interesse, dass sich unsere Nachbarn beteiligen, denn wir wollen Sicherheit und eine stabile, an europäischen Standards orientierte Nachbarschaft".

Ein Europa in dem es keine Motive mehr für Territorialkriege gibt

"Kroatien ist nach dem Jahr 2000 aus einer Selbstisolation herausgekommen und hat sich gegenüber Europa und der Welt geöffnet und ist jetzt dabei, die europäischen Standards zu erreichen", bilanzierte Mesic. "Europa sollte seine wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, technologischen und menschlichen Potenziale vereinen, damit wir ein echter Partner der Vereinigten Staaten sind. Wenn alle Entscheidungen Europas durch europäische, demokratische Mechanismen fallen, wird auch der Krieg als politisches Mittel geschlossen. In einem solchen Europa gibt es keine Motive mehr, Kriege wegen des Territoriums zu führen."

Daher sollten auch die Kroaten in Bosnien-Herzegowina keine falsche Hoffnung hegen, dass es Möglichkeiten gibt, die Grenzen zu ändern. "Es ist eine Tatsache, dass die Kroaten ein konstitutives Volk in Bosnien-Herzegowina sind, genauso wie die Serben und die Bosniaken. Aber ihr Anteil ist der kleinste. Wir wünschen, dass sie sich in Bosnien wie zu Hause fühlen. Dass sie ihre Zukunft in diesem Lande anstreben. In diesem Sinne können wir den Kroaten in Bosnien-Herzegowina auch Hilfe leisten."

Nationale Identitäten auch außerhalb des Landes bewahren

Kein Volk genieße das Privileg, dass alle Mitglieder einer Nation innerhalb eines Staates leben können, so Mesic: "Es leben fünf Millionen Ungarn außerhalb Ungarns, zehn Millionen Ukrainer in Russland, elf Millionen Russen in der Ukraine. Es leben nicht alle Franzosen in einem Staat und nicht alle Deutsche in Deutschland. Unsere Politik ist klar: Die Kroaten außerhalb der kroatischen Grenzen sind loyale Bürger der Länder, in denen sie leben. Aber gleichzeitig sind sie sich ihrer kroatischen Abstammung bewusst. Sie sind einerseits Lobbyisten Kroatiens, und wir helfen ihnen, ihre nationale Identität zu bewahren."

Problem Serbiens sind Diskussion um Grenzen Großserbiens

Probleme sieht Mesic in Serbien: "Dort sind diese Fragen noch nicht gelöst." So habe die Serbische Radikale Partei (SRS), deren Chef Vojislav Seselj vor dem UNO-Tribunal in Den Haag angeklagt ist und sich selbst gestellt hat, bei den Parlamentswahlen im Vorjahr die meisten Stimmen bekommen. "Ein Teil des politischen Programms dieser Partei sind wieder die Grenzen Großserbiens. Wir müssen die Serben zur Erkenntnis bringen, dass sie ihr Glück und ihre Zufriedenheit innerhalb der Grenzen Serbiens suchen sollten und nicht außerhalb."

Grenzstreit mit Slowenien

Zum Grenzstreit mit Slowenien meinte Mesic: "Die Badinter-Kommission hat festgestellt, dass die Grenzen der ehemalige jugoslawischen Republiken jene der neu entstandenen Länder sind. Zwischen Kroatien und Slowenien ist sie auf dem Festland bestimmt. Auf dem Meer wurde sie aber nicht festgelegt, weil sie dort auch zwischen den ehemaligen Republiken nicht fix war. Ich rufe die Regierungen Sloweniens und Kroatiens auf, eine Expertenkommission zu bestellen, die auf der Grundlage der beiden Ländern zugängigen Büchern jeden Meter der Grenzlinie feststellen soll. Wenn sich auch das nicht als möglich erweist, akzeptiert Kroatien eine internationale Arbitrage. Wir nehmen jeden Schiedsspruch an. Ich weiß nicht, was noch mehr zu tun wäre." (APA)