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Frauen sind nicht nur im Krieg, sondern in allen Ausnahmesituationen verstärkt sexualisierter Gewalt ausgesetzt.
Foto: AP/PETROS KARADJIAS
Köln - Die Hilfs- und Frauenrechtsorganisation "medica mondiale" prangert Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen in den Tsunami-Katastrophengebieten Südostasiens an. "Die Flutwelle in Sri Lanka war kaum verebbt, als Frauen, die gerade noch sich und ihre Kinder retten konnten, von einzelnen oder mehreren Männern angegriffen und vergewaltigt wurden", meldete die Organisation am Mittwoch. Die deutsche Organisation mit Sitz in Köln verweist hierbei auf Berichte von Frauenorganisationen aus Sri Lanka, die sexualisierte Übergriffe und Gruppenvergewaltigungen in Flüchtlingslagern schildern. Wo die öffentliche Ordnung zusammengebrochen sei, hätten die sexuelle Gewalttäter freie Bahn, weil ihre Taten nicht geahndet werden, so die Frauenschutzorganisation. Es sei zu befürchten, dass die Berichte aus Sri Lanka stellvertretend für die Lage auch in anderen von der Katastrophe betroffenen Gebieten stehen. Dies zeige, dass Frauen nicht nur im Krieg, sondern auch bei Naturkatastrophen, im Chaos der Verwüstungen und erster Hilfsmaßnahmen verstärkt sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.

Besondere Situation in Aceh

Die deutsche Frauenorganisation verweist in diesem Zusammenhang auch auf die problematische Rolle der indonesischen Armee bei der Koordination der Hilfsmaßnahmen in Aceh/Indonesien: Gerade die Armee habe jahrzehntelang Vergewaltigungen als Mittel der Einschüchterung und Terrorisierung der Bevölkerung in Aceh eingesetzt. Nun hat die Regierung ihre Truppen für Rettungsmaßnahmen verstärkt. Gleichzeitig setzt sie die Soldaten für erneute Militäroperationen gegen die Unabhängigkeitsbewegung Acehs ein. Deshalb fordert "medica mondiale", dass die Internationale Gemeinschaft auf die Einhaltung des Waffenstillstandes in Aceh drängt und dass sämtliche sexualisierten Straftaten im Zusammenhang mit den Hilfsaktionen in den betroffenen Ländern strafrechtlich verfolgt werden. Hierfür sei es notwendig, Beschwerdestellen einzurichten.

Unterstützung für "Flower Aceh"

Mit einem Soforthilfeprogramm in Höhe von 70.000 Euro unterstützt medica mondiale den Wiederaufbau des Frauenzentrums "Flower Aceh" in Aceh/Indonesien, das durch die Flut vollkommen zerstört wurde. Flower Aceh leistet seit 1989 medizinische, psychologische und materielle Unterstützung für Frauen, die im Zuge der militärischen Aufstandsbekämpfung unter der Regierung Suharto vergewaltigt und sexuell gefoltert wurden. Das ungeheure Ausmaß der sexualisierten Militärgewalt in Aceh wurde in der kurzen Atempause 1998 nach dem Sturz Suhartos weltweit bekannt. Danach folgten erneut Kämpfe und Vergewaltigungen bei Militäroperationen oder im Polizeigewahrsam. Die Arbeit von Flower Aceh wurde 2001 mit der Verleihung des Yap Thiam Hien-Menschenrechtspreises an die Gründerin der Organisation, Suraiya Kammaruzzaman international anerkannt. Mit dem Geld soll in einem ersten Schritt der Wiederaufbau des Hauses und die Anschaffung von Möbeln, Computern und anderen Kommunikationsmitteln ermöglicht werden. Außerdem sollen Klientinnen und Mitarbeiterinnen des Zentrums mit dem Notwendigsten an Nahrung, Kleidung und Medizin versorgt werden. (red)